Singende Worte

«Kleine Kostbarkeiten» findet Ursula Zimmermann in den Werken von Barbara von Stryk, die Gedichte und Geschichten zu lebendigen Bildern ineinanderwebt.


Mit dem Büchlein ‹Singende Worte› von Barbara von Stryk haben wir eine kleine Kostbarkeit in der Hand: Kurze, zum Sinnen anregende Geschichten klingen aus in Gedichten, die sich in freier Art an die vorhergehende Thematik anschließen. Eine Rahmengeschichte lässt im Gespräch zwischen der jungen Karen und dem alt gewordenen Professor, dem sie beistehen soll, einen Nachlass zu ordnen, eine Atmosphäre entstehen, die uns Lesende ganz hereinholt in den Prozess des «geschichtet und gedichtet»: eine reiche Welt innerer Erfahrungen in der Verarbeitung dessen, was das Leben bringt. – Wer kennt nicht den «leeren Tag» und die «Fingerspitzen der Seele / wie Keimblätter / dem Morgenrot / entgegengestreckt […]» – wer nicht die Frage nach dem eigenen selbstbestimmten Weg?

«Heraustreten
Mit jedem Schritt
Aus dem Zeitenstrom.
Gegenwart schaffen
Und Zukunft ertasten […]»

Buch: Singende Worte, Tredition-Verlag, Hamburg 2022, 132 Seiten.

Themen wie Trennung, große Er­wartungen, Wege werden in ganz eigenständiger Bildlichkeit «durchgesonnen» – man wird unwillkürlich zur eigenen Lebensverarbeitung angeregt. Kronjuwel all dieser sprachlich und kompositorisch durch und durch künstlerischen Texte ist die Geschichte ‹Sterntaler›. In ihr bricht eine neue Dimension herein. In ‹Griechische Miniaturen› und ‹Ägyptische Trilogie› kann man mitgehen mit dem Versuch, erfahrene Wirklichkeit so in Sprache zu bannen, dass Bild und Sprachlaut selbst zu einer Erfahrung werden. Und so endet das Buch denn auch mit der spielerisch vermittelten Aufforderung, selbst zu schreiben in gegenseitiger Anregung durch Austausch und Gespräch.


Grafik Fabian Roschka

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