Den Menschen groß denken

Neben Wandtafeln und Skizzen gibt es drei große künstlerische Werke von Rudolf Steiner, die alle drei interessanterweise unvollendet geblieben sind und doch als künstlerische Einheit vorliegen: das Goetheanum, die Mysteriendramen und die Plastik ‹Der Menschheitsrepräsentant›.


‹Der Menschheitsrepräsentant› von Rudolf Steiner, eine frühere Skizze in Plastik. Foto: Bernard Bonnamour

Um die Holzplastik hat sich die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz in den letzten Jahren besonders gekümmert. So sammelte sie für die aufwendige Reinigung und angemessene Beleuchtung die Mittel und organisiert Veranstaltungen in dem Ausstellungsraum. Der Vorstand der Landesgesellschaft, so Peter Selg, habe den Eindruck, dass die Schweiz als Gastland eine Art Fürsorgepflicht für diese Christus-Plastik habe, die Rudolf Steiner mitten im Weltkrieg in dem neutralen Land begonnen habe. Unter dem Titel ‹Die Gestalt des Menschheitsrepräsentanten und das Evangelium der Erkenntnis› veranstaltet die Allgemeine Anthroposophische Sektion mit der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz nun eine Michaelitagung, an der das Erscheinen des Buches ‹Im Spannungsfeld von Weltenkräften – Der Menschheitsrepräsentant in Rudolf Steiners Skulptur, Malerei und Glasradierung› gefeiert wird. Tatsächlich finden sich die Motive der Plastik auf den drei genannten Feldern. Die umfangreiche Dokumentation rekonstruiert anhand überlieferter Quellen (Skizzen, Modelle, Entwürfe, Briefe, Tagebuchnotizen, historische Fotografien, Pläne, Augenzeugen- und Bauvereinsberichte sowie Äußerungen Rudolf Steiners zu seinem Werk) den zehnjährigen Entstehungsprozess. Es gibt nicht viele Detailaufnahmen der Plastik. Umso erfreulicher ist die vielfältige Dokumentation mit überraschenden neuen Perspektiven auf und Einsichten in das Werk. Die Künstlerin Mirela Faldey gibt zusammen mit dem Kunsthistoriker Daniel Hornemann das Buch heraus, in dem Autorinnen und Autoren von Architektur über Philosophie und Theologie bis zur Medizin zu Wort kommen. Die Plastik scheint dabei die Mitte zu bilden zu den beiden Themen, die sich die Veranstaltenden vorgenommen haben: Rudolf Steiners Innensicht des Christuslebens in seinem ‹fünften Evangelium› und die spirituellen Herausforderungen von heute. Es ist die erste Tagung der Allgemeinen Anthroposophischen Sektion in der Verantwortung von Constanza Kaliks, Claus-Peter Röh und Peter Selg und alle drei Sektionsverantwortliche sind mit einem Beitrag dabei.


Michaelitagung vom 26. September, 9.30 Uhr, bis 27. September, 12.45 Uhr.

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