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Damit es jeder versteht

Wenn es um Schule geht, denkt man zunächst an Rechnen, Schreiben, Lesen. Dass 2018 allein in Deutschland 6,2 Millionen Muttersprachler keine zusammenhängenden Texte verstehen und zusätzlich 10,6 Millionen Menschen nicht gut lesen können, zeigt, dass es vielen Menschen schwerfällt, Texte zu verstehen.


Mögliche Gründe sind Formen einer Behinderung, Konzentrationsschwächen sowie eine ungenügende Schulbildung. Für Menschen mit Behinderung fordert die UN-Behindertenrechtskonvention eine «Unterstützung ihrer spezifischen kulturellen und sprachlichen Identität». Auch wer Probleme hat, Formulare, Vertragstexte oder die Steuererklärung zu verstehen, wird eine einfache Sprache begrüßen – auch ohne diagnostizierte Lernschwierigkeiten.

Ansätze für eine barrierefreie Kommunikation sind Vorlesen und filmische beziehungsweise animierte Darstellungen. Doch komplizierte Sätze bleiben auch in diesen Fällen schwer verständlich. Hier sucht das Konzept ‹Leichte Sprache› nach Abhilfe: Die Darstellung ist übersichtlich, etwa durch eine Aussage pro Zeile, und unkompliziert durch direktes Benennen dessen, worum es geht («Busse und Bahnen» statt «öffentlicher Nahverkehr») – Menschen mit Lernschwierigkeiten prüfen die Texte, ob sie sie verstehen. Eine in den Vorgaben abgeschwächte Variante ist ‹Einfache Sprache›. Hier sind Sprachbilder wie Metaphern und eingeführte Fachbegriffe erlaubt.

Verständlich schreiben ist auch ohne Lernschwierigkeiten eine Tugend. Wichtig scheint mir, sich bewusst zu bleiben, dass Sprache mehr als Trägerin von Information ist: Sprachrhythmus und Lautklänge sind erlebbare musikalische Qualitäten; zudem finden im Miteinandersprechen eine Wesensbegegnung und ein Einstieg in die Welt der Gedanken statt, auch dann, wenn das Gesprochene im äußeren Sinne nicht verstanden wird.


Das Thema ‹Leichte/Einfache Sprache› wurde von Laura Krautkrämer, Info3-Bewegungsmelder, und Daniela Steinel, Anthropoi, beim anthroposophischen Medientreffen eingebracht.

Bild: Auf der KoPRa-Veranstaltung in der Karl-Schubert-Schule Leipzig: von links, Birgit Thiemann (Waldorfschule Leipzig), Laura Krautkrämer (Info3), Daniela Steinel (Anthropoi), Foto: Wolfgang Held

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