Wenn ich etwas tun will, muss ich mich entschließen können. Der Entschluss begründet die Tat. Doch wie bildet sich ein Entschluss?
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27. Mai 2020
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Philip Kovce ist Ökonom und Philosoph. Er forscht u. a. an der Götz-Werner-Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Vieles, was wir heute selbstverständlich tun, bedurfte vor noch nicht allzu langer Zeit besonderer Anstrengungen.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich erstmals gefragt wurde, was denn nun mein Alleinstellungsmerkmal sei. Ich weiß nur noch ganz genau, dass mich diese Frage wie aus heiterem Himmel traf, dass ich sie als sehr unangemessen, ja, indiskret empfand – und dass ich sie, indem ich sie falsch verstand, eigentlich richtig verstand.
Das bedingungslose Grundeinkommen ist weiterhin in aller Munde. Vor Kurzem wurden die ersten Ergebnisse des finnischen Feldexperiments veröffentlicht. Doch diese zeigen vor allem: Das bedingungslose Grundeinkommen lässt sich gar nicht testen. Wer wissen will, wie es wirkt, der muss es einführen.
Möglichkeiten sind modern. Wir haben sie heute zuhauf und mehren sie fortwährend. ‹Ich bin möglich, also bin ich›, sagt der moderne Mensch – und überlegt sich, ob er lieber so oder doch anders sein will.
Es war einmal ein Kind, das nicht erwachsen werden wollte. «Ich will nicht groß werden», sagte sich das Kind, «denn für die Großen ist die Welt so klein.» Das Kind liebte die Größe der Welt und fand sich darin wunderbar aufgehoben. Die Großen empfand es als engstirnig und kleingeistig. Die Großen schienen ihm der Größe unfähig.
Der schottische Philosoph David Hume kritisierte im 18. Jahrhundert einen Zusammenhang, der seither als wissenschaftliche Todsünde gilt: der Sein-Sollen-Fehlschluss.
Wir leben heute in einer Zeit, die Erwachsene nicht mehr erwachsen und Kinder nicht mehr Kinder sein lässt. Im Gegenteil: Wir behandeln Kinder inzwischen vermehrt wie kleine Erwachsene und Erwachsene vermehrt wie große Kinder – zulasten beider: der Erwachsenen und der Kinder.
Die Macht der Medien kann erdrückend sein. Ich warte im Alten Kino Wiens auf den Beginn meines Vortrags. Ein dafür vorgesehenes Handmikrofon habe ich, nach Rücksprache mit der Veranstalterin, dankend abgelehnt.
Ich kann für oder gegen dieses oder jenes argumentieren, jedoch setze ich mich nicht für oder gegen etwas ein, wenn ich argumentiere. Der Einsatz und das Argument sind grundverschieden.
Wer lebt, der wandelt sich. Und wer sich wandelt, der bleibt sich treu – ansonsten gäbe es jenen, der sich wandelte, ja gar nicht. Will ich anders werden, muss ich zunächst Ich sein, denn es gibt niemanden außer mir, der mich verändern könnte.
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