Zwischen den Inseln

Wenn wir alle Inseln sind, ist es das Wasser, was uns verbindet. Um zu dir zu gelangen, muss ich mich bewegen, im Wasser. Ich schwimme oder fahre mit dem Boot. Ich kann paddeln oder lasse mich treiben. So oder so: das Wasser trägt mich zu dir und zu uns.


Ich begebe mich aufs Meer, ich setze mich einem Sturm aus oder einer Flaute, um von mir weg zu dir zu kommen. Ich tauche in die See ein, unter und lasse mich taufen oder reinigen, bevor ich dich erreiche. In der Inselwelt ist das Wasser unsere Mutter, nicht die Erde. Im Archipel verbindet das Flüssige unser Sein, nicht das Feste. Es hält die Glieder geschmeidig und den Geist fluid, es spült Träume aus den Tiefen hervor und leitet die Gesänge der Wale in unsere Herzen. Beständig wandeln sich die Formen und rufen nach unserer eigenen Beweglichkeit. «Wasser ist das Element, in dem sich das Lebendige mitteilt», sagte mir neulich eine Insulanerin, als wir uns auf dem Meer trafen. Danach setzten wir unsere Reise fort, eine jede für sich allein in ihrem Kanu, mit der stillen Weite des Horizontes um uns, die Heimatinsel schon im Blick und die Seele weich wie das tastende Nass, das uns inwendig erfühlt.


Bild Zvi Szir, ‹Island with a Purple Haze›, 61 × 46 cm, Gouache auf Papier, 2022

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