Blickfeuer

I

Du kennst der Küste rege Leuchtturm-Feuer,
die schlaflos ewig wache Wimpern heben,
als seien es des Schicksals Augen selber,
die ruhmlos auf der Dinge Wandel rollen, –
Und stehst vielleicht so selber vor den Dingen,
sie immer wieder groß und fragend messend,
indes des Weltmeers ewig gleiche Woge
zu deinen Füßen ihre Rätsel brandet …

II

Und dann sind noch andre Feuer,
die mit unbewegter treuer
Güte durch das Dunkel schauen,
wie wohl Augen stiller Frauen
flehn: aus schwankenden Bezirken
komm, im Heimischen zu wirken.

Christian Morgenstern Aus: Gedichte in einem Band. Frankfurt am Main/Leipzig 2003, S. 640.


Wenn sich der Blick von der ewigen Weite dem Heimischen zuwendet, erwächst ein Entschluss.


Auswahl und Kommentar von Johanna Lamprecht

Zeichnung von Philipp Tok

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