Was meine ich mit Antrieb?

Als vor Kurzem irgendein Künstler im Fernsehen behauptete, nur die ständigen, heftigen Selbstzweifel würden einen Künstler vorwärtstreiben und Kreativität erzeugen, war ich erschüttert. Das trifft auf mich überhaupt nicht zu. In keinster Weise.


Natürlich habe ich Selbstzweifel und überprüfe sehr gründlich, ob ich meine Texte weiterreichen möchte, da habe ich einen großen Anspruch an mich selbst. Aber was mich antreibt, sind nicht die Zweifel, sondern es ist die Freude. Die Freude an den Worten, an guten Erzählungen, ich kann sie auch neidlos von anderen Autorinnen und Autoren genießen und bewundern. Alles, was für mich schön ist, das ist wie ein Auffüllen meiner Lebensenergie und meiner Kreativität. In Phasen, in denen es mir nicht gut ging oder, noch schlimmer, richtig schlecht ging, war mein unverbrüchliches Vertrauen in eine gute Kraft, die Schönheit ist und Frieden und Kreativität und Liebe. Und das wollte ich ja unbedingt jedes Mal wiederfinden. Ich wusste ja, dass ich diese Kräfte besaß. Das Erinnern und die Sehnsucht danach haben mir dabei immer geholfen.


Aus: Brigitte Werner, Herzräume – Geborgen im eigenen Leben. Stuttgart 2021.

Grafik: Sofia Lismont

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