Visionen für die Jugendarbeit

Zur Arbeit der Jugendsektion gehört, zu erkunden, was jugendliche Weisheit ist und wie sie sich entfaltet. Wie also können wir weiterführen, vertiefen und erweitern, was die Schülerinnen und Schüler auf ihrer Internationalen Tagung begonnen haben?


Wir können das nicht, aber wir können aufzeigen, welche Ressourcen nötig sind, um eine Veranstaltung wie diese zu organisieren. Die Angst vor ökologischen Katastrophen ist heute für junge Menschen allgegenwärtig – wieso sollte man dann 700 Menschen aus allen Winkeln der Welt für nur fünf Tage zusammen bringen? Darüber hinaus können wir uns nur vorstellen, was es finanziell für die Familien und Schulgemeinschaften bedeutet hat, ihre Kinder und Schülerinnen und Schüler auf solch eine Tagung zu senden. Es ist eine Tatsache, dass die Schweiz einer der am wenigsten erschwinglichen Orte ist und das beeinflusste auch die Vorbereitung dieses Treffens.

Trotzdem gibt es keinen Zweifel, dass diese Veranstaltung wichtig war für die jungen Menschen, die daran teilgenommen haben, und dass dies in der nahen oder fernen Zukunft für sie und die gesamte Gesellschaft Früchte tragen wird. Wir, das Team von der Jugendsektion, haben auch ein Heft voller Artikel und ein Video über die Konferenz erstellt. Diese können zusammen einen kleinen Einblick geben in das, was am Goetheanum im Frühjahr dieses Jahres stattgefunden hat. Dennoch verfangen viele der Beziehungen, der Begegnungen, der Wunder dieser Erfahrung des Treffens nicht in Worten oder auf Papier. Diese medialen Formen sind eine Art, um zu kommunizieren und zu berichten, aber sie können nicht das ganze Bild spiegeln; es fehlt ihnen die Tiefe und die Erfahrungen eines jungen Menschen – geschweige denn die Erfahrungen von 700 jungen Individualitäten.

Wie können wir im Wissen um diese Gegensätze heute vorankommen? Auf der einen Seite gibt es die klare Intention, dass solche Zusammenkünfte für junge Menschen, die heute ihren Weg ins Erwachsenenleben suchen, stattfinden. Andererseits erkennen wir die Realität der Ressourcenfragen, die damit verbunden sind.

Es ist unmöglich, einen der einzigartigen Momente zu wiederholen, selbst wenn genau dieselben 734 Menschen wieder am selben Ort in zwei Jahren zusammenträfen; ihre Fragen, ihre Impulse und die Welt drum herum hätten sich entwickelt. Vielleicht liegt genau darin das Potenzial.

Es ist nicht nötig, diese Momente genauso wieder zu erschaffen. Oder in anderen Worten: Wir müssen nicht 700 Schülerinnen und Schüler in Dornach versammeln, um einen Raum für die Fragen, den Enthusiasmus und die Ängste zu schaffen, die junge Menschen heute haben.

Welche besonderen Qualitäten können aufleuchten, wenn wir anfangen, unseren Horizont zu erweitern? Die Waldorf SV – der Bundesschülerinnenrat im Bund der Freien Waldorfschulen in Deutschland – organisiert zwei Mal pro Jahr eine Tagung in Deutschland für Schülerinnen und Schüler. Können wir uns vorstellen, dass so etwas rund um den Globus geschehen könnte und wir über unsere Ländergrenzen hinausschauen? Was wäre das für ein Geschenk für eine Gemeinschaft, die eine Gruppe von Oberstufenschülerinnen und -schülern als Gäste einladen würde? Wie könnten regionale Treffen unterstützt werden, damit die einzigartige Farbe jedes Ortes, die Weisheit des Ortes, aufblühen kann? Wie können wir unsere Willen so zusammenweben, dass das Wirklichkeit wird?


Web ISC 2024

Bild Der Adler aus der Geschichte des Friedensstifters – er erweckt die Seele. Foto: fridimedia

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