Was ist das innere Suchen des Menschseins? Diese Frage kam immer wieder zur Sprache während der Tagung ‹Mysteriendramen weltweit› vom 21. bis 25. Juli am Goetheanum, wo sich 250 Teilnehmende gegenseitig in neun verschiedenen Sprachen Szenen aus den Dramen vorgespielt haben.
Das Zusammentreffen von Anthroposophen aus verschiedenen Generationen und Kulturen, die alle ein besonderes Interesse an den Mysteriendramen von Rudolf Steiner haben, hat einen außergewöhnlichen Raum geöffnet. Die Frage, die ich mitgebracht hatte: ‹Was sind denn die Mysteriendramen?›, hat sich durch jede Begegnung verwandelt und wurde bald zur neuen Frage: ‹Was sind unsere Mysteriendramen?›. Es war unglaublich für mich, jeden Morgen an Workshops und Vorträgen teilnehmen zu dürfen, wo verschiedene Forschungen und Arbeiten ausgetauscht wurden. Wie verschieden sind die Fragen, die sich bei den Einzelnen ergeben!
In meinem Workshop haben wir uns gefragt, was die ‹neuen Mysterien› sind. Obwohl ich das gar nicht so stark erwartet hatte, öffnete sich gleich ein gemeinsamer Raum, der sich ständig vertieft hat. Diese Begegnung haben dann die Teilnehmer durch den ganzen Tag mitgetragen, sogar bis in die Nacht. Wir sind uns in diesem Kreis bewusst geworden, über die Fragen, die wir teilten. Trotz der einzigartigen Sichtweisen der einen und anderen haben wir uns gegenseitig zuhören und voneinander lernen können. Dort habe ich das große Potenzial einer Gemeinschaft mit verschiedenen Generationen, die nach einem gemeinsamen Zentrum streben, erleben können.
Jeden Tag wurden Szenen der Dramen von den verschiedenen Gruppen vorgespielt. Es ging bei den einzelnen Gruppen nicht nur darum, mit den anderen einen bestimmten Inhalt, sondern auch die Sprache, die kulturellen Hintergründe und die künstlerischen Vorhaben zu teilen. Dadurch wurde bei jeder Gruppe ein einzigartiger Raum erlebbar.
Vor der Tagung hatte ich nicht erwartet, etwas anderes als die vier Mysteriendramen zu sehen, also waren die zwei Versuche, ein fünftes Mysteriendrama zu schreiben, überraschend. Diese Stücke haben mich sehr interessiert, im Besonderen, wie sie die Begegnung mit dem Bösen sehen. Die Art, wie sie diese Frage darstellen, fand ich sehr treffend für unser Leben, wie wir es gegenwärtig erleben.
Übersetzt und angepasst von Jonas Lismont