Räume und Zeit schwinden, in denen Kinder sinnliche, natürliche Erfahrungen machen und im eigenen Tempo entdecken und spielen. Noch nie war Kindheit so unkindlich wie heute. Die Arbeitswelt der Erwachsenen stellt alles andere in den Schatten. Seit Internet, digitale Arbeit und soziale Medien hinzugekommen sind, wissen auch Erwachsene oft nicht mehr, wie sie sich selbst und ihren Kindern Zeit geben. Wie gelingt Erziehung zur Autonomie im Zeitalter der Digitalisierung? Henning Kullak-Ublick stellt Wege vor und hat einen Dokumentarfilm zum Thema mitproduziert: ‹#KidsOnTech›.
Franka Henn Wie ist das Filmprojekt entstanden und welche Synergien hat die Produktion erzeugt?
Henning Kullak-Ublick Mit dem Regisseur Paul Zehrer hatten wir vorher schon vier Filme für Waldorf100 gemacht. ‹#KidsOnTech› ist der letzte dieser Reihe. Unsere Absicht war, Medien und Kindheit so zu präsentieren, dass Eltern und natürlich auch die Lehrkräfte in Schulen und Kindergärten sich darin wiederfinden. Dazu muss die Thematik ohne moralisch erhobenen Zeigefinger in den Gemütern der Menschen ankommen. Paul Zehrer ist ein preisgekrönter Dokumentarfilmer, auf den ich wegen seines Films ‹Preparing for Life› über die Waldorfschule im Silicon Valley aufmerksam wurde. Auslöser dafür war ein Bericht auf der Titelseite der New York Times, der erklärte, warum die Führungselite des Silicon Valley ihre Kinder auf die Waldorfschule schickt, die digitale Medien sehr viel später einsetzt, als es US-amerikanische Schulen üblicherweise tun. Der Artikel war drei Monate lang der meistgelesene Artikel der New York Times. Pauls Filmstil hat mich begeistert, weil er einfach gute Geschichten auch über komplexe Themen erzählen kann – das ist eine amerikanische Tugend.
2017 traf ich ihn in San Francisco und es funkte sofort zwischen uns – daraus wurden dann fünf Filme. ‹#KidsOnTech› sollte eigentlich 2019 zum Jubiläumfestival in Berlin fertig sein, aber der Film war einfach zu aufwendig. Im Nachhinein ist das ein Glück, denn durch Corona mussten wir sowieso alles umwerfen und von vorne anfangen: Man kann einen Film über Medien nicht mehr so machen wie davor, weil die Erfahrungen von uns allen jetzt viel weiter gehen als früher. Daher hat die Produktion zwei weitere Jahre gedauert.
FH Wie kamen Sie auf das Thema?
HKU 2012 initiierte ich im Bund der Freien Waldorfschulen den Arbeitskreis ‹Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik, zu dem ich verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlicher Expertise einlud, die alle mit der Waldorfpädagogik verbunden waren. Aus diesem Arbeitskreis entstand 2014 zunächst die Broschüre ‹Struwwelpeter 2.0›, der ein zweiter Teil für Eltern folgte und aktuell die Broschüre <Medienpädagogik an Waldorfschulen>, die sehr konkrete Vorschläge für Schulen macht. Wir haben das bis zu Lehrplananregungen heruntergebrochen, die von frühkindlicher Erziehung bis zum Abitur reichen.
Dreischritt der Medienpädagogik
FH Was bedeutet waldorfpädagogische Medienpädagogik inhaltlich?
HKU Der spezifisch waldorfpädagogische Gedanke ist, dass eine indirekte Medienpädagogik erst eine starke Basis für die direkte Medienpädagogik schaffen muss. Was brauchen Kinder konstitutionell, entwicklungspsychologisch und für ihren Inkarnationsprozess als Vorbereitung auf die Medienwelt? Wie bereitet die Realbegegnung mit der Welt darauf vor? Die kann in einen analogen Umgang mit Medien überführt werden und dann erst geht es zum Digitalen über. Der Weg führt also vom Realen über das Analoge zum Digitalen, wobei die beiden ersten natürlich nicht ersetzt, sondern ergänzt werden. Dieser holistische Ansatz, zu dessen Entwicklung in seinen pädagogisch-anthropologischen Grundlagen ganz wesentlich Edwin Hübner und in der praktischen Umsetzung Lehrer-Pioniere wie Franz Glaw beigetragen haben, gehört zweifellos zu den praxistauglichsten Konzepten, die es heute gibt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Medienerziehung in jede Schule gehört, denn die Kinder wachsen in eine immer mehr von Algorithmen organisierte Welt hinein. Darauf müssen wir sie vorbereiten, und zwar so, dass sie sie souverän beherrschen können und nicht von ihnen gesteuert werden. Mit ihrer Verteufelung ist ebenso wenig gewonnen wie mit ihrer Verherrlichung.
FH Der Neurowissenschaftler Manfred Spitzer erklärt in dem Film, dass sich die Verbindungen im Gehirn immer ändern, je nachdem, wie wir das Gehirn benutzen. In dem Sinne, dass wir nicht das Gehirn ‹benutzen›, sondern etwas tun, und unser Gehirn macht sich ‹Notizen› davon; es baut sich Synapsenverbindungen, die unsere Erfahrungen in der Welt spiegeln. Kindliche Gehirne stehen wortwörtlich im Feuer, weil ihr Lernen so rasant ist. Sie sind die ganze Zeit tätig, um sich in dieser Welt zurechtzufinden, und bauen sich dadurch ein repräsentatives Bild der Welt in ihrem Inneren auf. Was geschieht mit dem Kind, wenn es regelmäßig vor einem digitalen Medium sitzt, anstatt in der Welt tätig zu sein?
HKU Ich denke, es hilft, sich klarzumachen, dass es kaum etwas Frontaleres gibt, als vor einem Bildschirm zu sitzen. Das ist, je jünger die Kinder sind, einfach zu passiv. Natürlich kann man seine Fingerchen bewegen, die Maus herumfahren und damit scheinbar Sachen machen, oft allerdings nur reagieren. Aber eigentlich haben die Kinder Fertigprodukte vor sich, auf die sie nur im Rahmen der vorprogrammierten Optionen Einfluss nehmen können. Der Körper, die Bewegung, die entdeckende Wahrnehmung, das ästhetische Berühren der Welt und die Fantasie bleiben weitgehend außen vor oder werden fremdgesteuert. Das ist das Gegenteil dessen, was Kinder zum Lernen und für ihre Entwicklung brauchen. Als wir Remo Largo für den Film interviewten, antwortete er auf Ihre Frage, es sei gar nicht so sehr seine Sorge, was mit den Kindern passiert, wenn sie vor den Geräten sitzen; sondern ihm mache Sorge, was die Kinder verpassen, wenn sie davor sitzen.
Der entscheidende Punkt ist, dass Kinder sich selbst dadurch entdecken, dass sie sich haptisch, sinnlich und durch Bewegung mit der Welt auseinandersetzen und eine reale Beziehung zu ihr aufbauen. Es geht darum, dass sie die Erfahrung machen: Ich kann etwas tun mit meinem Körper, mit meinem Willen. Ich kann etwas über die Welt erfahren, über meine Gefühle, wenn ich anderen durch sie begegne, und ich kann, was ich erlebe, sogar verstehen. Dann haben sie das Rüstzeug, um auch digitale Medien zu benutzen. Wenn Kinder zu früh und zu viel vor Bildschirmen sitzen, machen sie diese Handlungserfahrungen nicht, weil sie nur fertige Bilder, fertige Urteile, fertige Assoziationen aufnehmen.
Wenn sie ihren natürlichen Weg vom Tun über das Fühlen zum Erkennen gehen können, schadet ihnen Technik überhaupt nicht. Die Frage ist sowieso nicht, ob Technik gut oder schlecht ist, sondern welche Fähigkeiten wir brauchen, um sie vernünftig zu nutzen. Das ist heute allerdings eine Existenzfrage der Menschheit geworden, wie man an dem Verfall unserer Diskurskultur durch die sozialen Medien überdeutlich sehen kann.
Die Frage ist nicht, ob Technik gut oder schlecht ist, sondern welche Fähigkeiten wir brauchen, um sie vernünftig zu nutzen. Das ist heute eine Existenzfrage.
Die ganze Welt verstehen wollen
FH Sie sagen, dass Kinder diese Tätigkeitsbündel sind. Sie treten nicht in die Welt mit einem ausgebildeten Denkvermögen. Logisch rational zu denken, muss man erst erlernen im Laufe der Zeit. Auch Paula Bleckmann sagt im Film, dass Kinder einfach keine Erwachsenen sind – Erwachsene vergessen gern, dass Kinder anders erleben, empfinden, wahrnehmen als wir. Aber wenn Kinder mit so viel Tatendrang auf die Welt kommen, wenn sie hinausgehen, entdecken, schmecken, riechen, tasten, alles erleben wollen, warum fühlen sie sich von Bildschirmen überhaupt angezogen? Da gibt es nichts zu tun oder sinnlich zu erleben. Man könnte meinen, nur Erwachsene seien in der Lage, sich etwas so Langweiliges anzutun?
HKU Das ist wirklich eine spannende Frage, die ich nur teilweise beantworten kann. Sicherlich hängt das Interesse damit zusammen, dass Bewegung unsere Aufmerksamkeit erregt. Das limbische System reagiert immer auf Bewegung. Die Medienwelt funktioniert über die Macht der Bewegung. Das ist bei Erwachsenen, das ist bei Kindern so und, nebenbei bemerkt, bei Reptilien ist es auch so. Es stimuliert eine Schicht unseres Bewusstseins, die unterhalb unseres wachen Bewusstseins liegt. Zweitens sind wir Menschen hungrig nach Bildern. Wir leben von Bildern und wir erzählen uns Bilder. Es sind oft Bilder, die uns die Welt erklären können, wie das ja in Märchen oder Mythen immer geschieht.
Wenn Sie einem Kind ein Märchen erzählen, dann schafft das Kind diese Bilder allerdings innerlich. Es benutzt dadurch seine Fantasie willentlich in seiner Vorstellungswelt. Jede Szene, die es so aufbaut, erlebt es zugleich. Das ist wie eine Bildmeditation. Durch fertige Bilder von außen entfällt diese Anstrengung. Das ist natürlich verführerisch – für Erwachsene genauso wie für Kinder. Kinder urteilen nicht über das, was sie sehen, sondern sie sehen, was sich bewegt und das sind interessante Bilder. Kinder wollen grundsätzlich alles aufnehmen, was in ihrer Umgebung ist, und nehmen das als gegeben hin. Sie setzen sich nicht erkenntnismäßig davon ab, sondern verbinden sich damit.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, warum Kinder Medien suchen, liegt in ihren Vorbildern. Wenn sie in der Wiege liegen und merken, dass Mama oder Papa immer auf dieses Ding starren, dann wird es für sie auch unglaublich wichtig. Sie lernen: Das ist wirklich wichtig im Leben. Außerdem ist es ein völlig gesundes Bedürfnis der Kinder, sich mit ihrer Zeit als Gesamtheit auseinanderzusetzen. Ob wir Erwachsene das gut oder schlecht oder sonstwie finden, spielt für diese Bereitschaft, die Welt wie sie ist, kennenzulernen, erst mal keine Rolle. Aber es sollte für uns Erwachsene eine Rolle spielen.
Unsere Generationen wurden von dem anhaltenden Tempo der technologischen Entwicklung selbst überwältigt und wir lernen im Verhältnis sehr langsam, wie wir mit ihr umgehen können. Unser Lernprozess ist langsamer als das Tempo, in dem Kinder damit konfrontiert sind, aber das bedeutet keineswegs, dass wir machtlos sind. Ich denke, gerade die Waldorfpädagogik hat allerbeste Voraussetzungen, gut damit umzugehen, aber wir müssen sie in vielen Bereichen auch neu entdecken und bereit sein, uns zu verändern.
Aus der Überforderung in die kreative Praxis kommen
FH Sie haben mehrmals Medienpädagogik erwähnt. Wer leistet diese pädagogische Gestaltung, wenn die Eltern und Großeltern oder Tanten und Onkel alle überfordert sind?
HKU Erst mal sind wir alle gefragt. Waldorfschulen, die für sich immer in Anspruch nehmen, die Kinder auf die Zeit, in der sie leben, vorzubereiten, sind besonders gefragt. Dazu gehören Konzepte für Medienpädagogik, den Einsatz von digitalen Medien und Technikunterricht. Das müssen wir alle beständig weiterentwickeln – und den Eltern helfen damit klarzukommen.
FH In dem Film kommen Beispiele aus ganz vielen anderen Ländern vor. Können Sie unseren Blick auf Medienkonsum und Medienpädagogik noch global weiten? Wie steht es weltweit damit?
HKU In vielen Ländern, in denen die Kinder kaum zur Schule gehen können, wo die Verhältnisse besonders kompliziert sind oder wo die Kinder so viel arbeiten müssen, dass sie nicht mehr zur Schule gehen können, sind Medien für manche Kinder eine Hilfe. Aber den ganz armen Kindern stehen diese Techniken gar nicht zur Verfügung. Hierzulande merken wir, wie durch den Lockdown eines unserer Wesensmerkmale, das Bedürfnis nach Begegnung, eingeschränkt wurde und auch die Kinder und Jugendlichen fast nur noch durch Medien kommunizieren konnten. Das ging einher mit der bekannten Zunahme von Depressionen usw.
Interessant ist, dass in China jetzt der Medienkonsum radikal eingeschränkt wurde. Kinder haben nur bestimmte Zeiten, in denen sie überhaupt Zugriff auf Computer und Smartphones haben. In Südkorea gibt es schon länger ein Gesetz, welches diesen Zugriff stark einschränkt. Gerade in den Ländern, die besonders medienaffin sind, wurde das eingeführt, weil sich gezeigt hat, wie stark ein ungebremster Medienkonsum die Kinder in ihrer Entwicklung behindert.
Im Haager Kreis, der internationalen Konferenz der Waldorfpädagogik, haben wir uns in den letzten zwei Jahren viel zu dem Thema und wie wir mit der Zunahme des digitalen Unterricht umgehen, ausgetauscht. Ein belgischer Kollege erzählte, wie die Kinder nach dem ersten Lockdown wieder in die Schule kamen und gar nicht mehr viel miteinander anfangen konnten. Dieses Kollegium hat sich dann überlegt, eine Woche lang in jeder Pause auf dem Schulhof selbst mit Murmeln zu spielen. Die Kinder haben sich natürlich köstlich amüsiert, wurden aber neugierig, wollten dann mitspielen und nach kürzester Zeit gab es wieder ein Miteinander. Das finde ich ein herrliches Beispiel dafür, wie man nicht herumpredigt, sondern etwas macht, was einfach die anderen inspiriert. In einer tschechischen Schule haben sie im Lockdown entschieden, statt den Kindern der fünften Klasse Hausaufgaben zu geben, ihnen häusliche Tätigkeiten wie Backen und Kochen und Schneidern aufzugeben, einschließlich der Pflicht, darüber Protokoll zu führen. Die Ergebnisse wurden fotografiert und an alle geschickt. Dadurch haben sich die Kinder gegenseitig Lust gemacht, selber Dinge herzustellen. Die Medien wurden in der Situation genutzt, um zu zeigen, was die Kinder mit ihren Händen, was sie mit ihrer Fantasie erzeugen können, und das hat sie gleichzeitig in Verbindung, in ein Miteinander gebracht.
Kurz und gut: Wir haben die Technik, also lasst uns sinnvoll damit umgehen. Zum Lamentieren haben wir nicht mehr die Zeit.
Broschüren zur Medienpädagogik
2014 erschien vom Arbeitskreis ‹Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik› (Bund der Freien Waldorfschulen) der erste Leitfaden ‹Struwwelpeter 2.0›. Bis 2017 gab es schon vier Auflagen der Broschüre, die sich an Waldorfpädagoginnen und -pädagogen richtet. Der vorurteilsfreie und genaue Blick auf Technik eröffnet die Möglichkeit, praxisnah den Unterricht in einer technisierten und digitalisierten Welt anzugehen. Die kindliche Entwicklung wird auf die Fähigkeitenausbildung hin betrachtet, in Bezug auf die Ausbildung von Fähigkeiten, auf die es für einen kind- und menschengerechten Umgang mit Medien und Technik ankommt. Aus der Arbeitsgruppe schrieben Franz Glaw, Edwin Hübner, Celia Schönstedt und Henning Kullak-Ublick die Artikel, die neben Pädagogik, Curriculum, kindlicher Entwicklung auch den sozialen Umgang im Netz und die Selbsterziehung der Erwachsenen in den Blick nehmen. Zur Arbeitsgruppe, die seit 2012 arbeitet, gehören auch Christian Boettger, Klaus-Peter Freitag, Andreas Neider, Florian Osswald-Muller, Martin Schlüter und themenbezogen Paula Bleckmann. 2019 erschien aus demselben Kreis ‹Struwwelpeter 2.1› – ein Leitfaden für Eltern. In beiden Broschüren wird deutlich, wie indirekte und direkte Medienpädagogik zusammenarbeiten. Aktuell folgt den beiden Vorgängern die Broschüre ‹Medienpädagogik an Waldorfschulen›, die sich mit ihren Anregungen explizit an die Schulen richtet.
Die Filme
Für das Waldorf100-Festjahr 2019 entstanden vier Kurzfilme mit dem Dokumentarfilmer Paul Zehrer. Diese sind alle auf Youtube frei zugänglich. Die ersten drei Filme schaffen es, die waldorfpädagogische Bewegung global zu porträtieren. Es stehen die Schulen als Orte der Menschenbildung im Fokus. Im dritten Teil wendet sich der Blick hin zur frühen Kindheit. Es sind Einführungsfilme in die Waldorfpädagogik, die diese zeitgemäß und repräsentativ in Interviews und Bildern einfangen. Sie wurden in diverse Sprachen übersetzt. ‹#KidsOnTech› ist der letzte Film der Reihe und in diesem Frühjahr erstmals ausgestrahlt worden. Er wurde auf zahlreichen Filmfestivals gezeigt und preisgekrönt. Neben vielen Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Pädagogik kommen auch sehr unterschiedliche Familien zu Wort. Die Dokumentation ist auf ein großes Interesse bei Publikum und Fernsehsendern gestoßen.
Der untertitelte Film kann für den privaten Gebrauch oder für eine Vorführung an einer pädagogischen Einrichtung unter Kids on tech abgerufen werden. Bei Interesse an einer Präsentation des Films im Rahmen eines Vortrags steht Henning Kullak-Ublick als Ansprechpartner zur Verfügung: hku@waldorf-100.org
Bilder: Eindrücke aus dem Film ‹#KidsOnTech›
Vielen Dank! Sus Cali Kolumbien
Vielen Dank für diesen Artikel, welcher in mir zwei Gefühlsrichtungen anstößt.
Zum einen in eine Gefühlsrichtung, welche mich glücklich und fröhlich stimmt. Es herrscht doch eine gewisse Klarsicht und Klarheit bezüglich der Gefahren, welche von den digitalen Medien ausgehen und welchen unseren Kindern ausgesetzt sind. Viele Menschen, die sich mit Kindheit, Schule, Medien, Gehirnentwicklung, Anthroposophie auseinandersetzen, machen sich Gedanken darüber und versuchen Eltern und Lehrern Hilfen im Umgang mit den digitalen Einflüssen zu geben: Mit Artikeln, Gesprächen, Vorträgen, Seminaren, Büchern, Heftchen … alles schön aufbereitet, gut zu lesen und zu verstehen.
Auch die Kreativität, die in manch einem Lehrer steckt, schlechte Einflüsse zu erkennen, zu ergreifen und mit pädagogischem Geschick so umzuwandeln, dass diese Einflüsse zwar nicht aus der Welt sind, aber von den Kindern in neuem Licht erscheinen, von ihnen anders begriffen werden können, ist wunderschön dargestellt.
„Kurz und gut: Wir haben die Technik, also lasst uns sinnvoll damit umgehen. Zum Lamentieren haben wir nicht mehr die Zeit.“
Diesen letzten Satz aus dem Artikel möchte ich als Aufhänger für meine Gefühlsrichtung nehmen, welche mich ratlos, resigniert und wenig hoffnungsfroh macht.
Ich durfte im Laufe der letzten Jahre viele der im Artikel genannten Persönlichkeiten persönlich kennenlernen und in einem geringen Umfang auch mit ihnen arbeiten. Alle diese Menschen, z.B. Frau Bleckmann oder Herr Hübner sind mit einem großen Forschergeist, Willen und Wissen ausgestattet. Doch was nutzt dies, wenn diese großen Schätze an Umsetzungsmöglichkeiten von den Eltern und Lehrern nicht in der Weise ergriffen werden, wie es wünschenswert wäre?
Hier liegt das Problem: in den Willen zu kommen, nicht nur zu Wissen und zu Erkennen in welche gefährlichen Sackgassen die digitalen Medien führen können, sondern tatsächlich Alternativen zu LEBEN, VORZULEBEN , um den Kindern VORBILD zu sein. Hier sehe ich auf der Elternseite, aber auch auf der Erzieher- und Lehrerseite noch großen Handlungsbedarf, der oft weggewischt wird mit: ich habe noch wichtigeres zu tun; ich kann mich nicht um alles kümmern; die Schule ist für die Medienerziehung zuständig; die Eltern sind für die Medienerziehung zuständig, …
Das ist natürlich nur meine persönliche Sichtweise. In Gesprächen höre ich heraus, dass diese Sichtweise vielleicht doch nicht nur meine ist.
Gerne folge ich diesem Ausruf: „Kurz und gut: Wir haben die Technik, also lasst uns sinnvoll damit umgehen. Zum Lamentieren haben wir nicht mehr die Zeit.“
Zum Lamentieren habe ich mit noch einmal Zeit genommen. An dem richtigen Umgang mit der Technik arbeite ich schon lange – hoffentlich in Zukunft mit immer weiteren, vielen, motivierten Menschen!
Liebe/r Frau/Herr Deibele (da müsste ich jetzt raten …), ich verstehe alles, was Sie hier geschrieben haben, nur allzu gut. Deshalb haben wir ja auch den Film gemacht. Aber es bleibt dabei, dass wir es leben und damit tun müssen, jede und jeder, wo es eben geht. Damit das gelingt, dürfen wir uns nur nicht in Sack und Asche hüllen, sondern müssen den Stier mit Lust und Phantasie bei den Hörnern packen und lernen, auf ihm zu reiten (statt umgekehrt). Ein paar Anregungen, vor allem für den Schulalltag, gibt es dazu hier: https://www.waldorfschule.de/paedagogik/medienmuendigkeit
Viele Grüße, denn: „Yes, we can!“