Innerer und äußerer Klimawandel

Die Kulturgemeinschaft fakt21 hat mit der Europäischen Akademie für Landschaftskultur Petrarca, dem Friedensprojekt Tamera und der Akademie für angewandte Vegetationskunde ein Regenerationstraining für Zuhause entwickelt. Starttag war der 26. Februar (Einstieg ist noch möglich). Drei Fragen an ihren Kulturreferenten und den Künstler Philip Stoll.


Geht es euch darum, dass jeder Mensch lernen kann, das ökologisch Notwendige vor seiner Haustür zu tun?

Ja, wir haben hier in Bochum am Institut für Waldorfpädagogik mit Gerhard Stocker, am Hof Sackern mit Lukas König und Hans-Christoph Vahle immer wieder gesehen, dass die ökologische Arbeit von allen Menschen ganz einfach vor der eigenen Tür umgesetzt werden kann. Natürlich gestaltet ein biodynamischer Hof eine ganze Landschaft, und ein privater Garten verändert nur ein kleines Stück. Jedoch beherbergen beide verschiedene Biotope, die gepflegt und weiterentwickelt werden können. So zum Beispiel das Biotop des Saums oder der Mauer.

Was heißt es, das ‹Potenzial eines Ortes zu heben›?

Bild: Philip Stoll von der Kulturgemeinschaft fakt21

Das Potenzial eines Ortes zu heben, bedeutet, ihn sensibel zu beobachten und den Genius Loci, also seine Eigenart, genau kennenzulernen. Denn in dieser Eigenart schlummert auch die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. So viele Orte in unseren Städten und Landschaften verlieren an Lebendigkeit. Aber sie könnten voller Leben sein. Uns interessiert, wie diese Potenziale durch Wahrnehmungsschulung gesehen werden können, wie Landschaft lesbar wird und wie gute Impulse für die Heilung der Landschaften gesetzt werden können. Mit dem Training kann jedermann online lernen, wie man die Biotoparbeit am eigenen Ort selbst in die Hand nimmt.

Wie kommt Spiritualität für euch dabei ins Spiel?

Für uns ist das Anthropozän ein spannender Moment, Mensch zu sein. Alles, was wir tun und denken, hat einen direkten Einfluss auf die Gestaltung der Realität. Auf unterschiedlichsten Ebenen wird das innerhalb der Ökologie und in der Klimafrage besonders anschaulich. Wir denken in der Landwirtschaft nicht in Prinzipien der Pflanzenwelt, sondern in Prinzipien der Marktwirtschaft. Haben wir ein lebendiges, auf Vielfalt und Mitwelt orientiertes Denken, so entstehen kleingliedrige, vielfältige, lebendige Orte. Wie kommen wir zu einem lebendigen und liebevollen Denken, Fühlen und Wollen, das die Welt hervorbringt, die wir uns wünschen? Das tief innere und auch das ganz praktisch äußere Üben dieses lebendigen Seins, darauf kommt es im Anthropozän an.


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