Gift ist ein Monolog

Der Ausbruch des Vulkans St. Helens in den USA 1980 gehört zu den größten Eruptionen im 20. Jahrhundert. Ein Kubikkilometer Gestein wurde in die Luft geworfen und die gesamte Nordflanke ging als Lawine herunter.


Die Gletscher am Berg schmolzen. Um weitere Erosion zu verhindern, pflanzte die Umweltbehörde in tieferen Regionen Tausende von jungen Bäumen und warf an die Hänge tonnenweise Grassamen. Als wenig später Regen einsetzte, spülte das Wasser die Samen ins Tal, wodurch dort die Mäusepopulation dramatisch anschwoll. Die Mäuse machten sich daraufhin an den Setzlingen zu schaffen, worauf die Behörde die Hubschrauber nochmal losschickte, um nun mit Pestiziden getränkte Samen auszuwerfen. Gift ist immer ein Monolog, denn es fragt nicht, sondern ist die ultimative Antwort. Vielleicht waren schon die ersten sicher gut gemeinten Aktionen, Setzliche zu pflanzen und Samen auszuwerfen, Monologe und deshalb dem Gift nicht fern. Für eine pestizidfreie Kultur lohnt es sich deshalb, dialogisch zu beginnen – ob in der Natur, der Kultur oder im Gespräch mit sich selbst –, dann wird man kaum zum Gift greifen, weil man den Dialog schätzen gelernt hat.


Foto von Charlotte Fischer

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