Dramatischer Kurs und Fünfkampf

Mit ‹Gymnastik – Drama – Sprache› hat Ivan Raeymaekers eine ausgezeichnete schriftliche Darstellung und Dokumentation geschaffen.


Der Autor fokussiert sich auf das praktische Anwenden der methodischen Grundlagen einer zeitgemäßen Sprach- und Schauspielschulung, die 1924 von Rudolf Steiner in dem Kursus ‹Sprachgestaltung und Dramatische Kunst› (GA 282) gegeben wurden. Raeymaekers lotet die Anregungen für eine Erneuerung der Schauspielkunst aus, die an die griechische Gymnastik anknüpft. Er lässt uns teilnehmen an seinen Erfahrungen und gibt Einblicke, wie er durch die denkende Anschauung des Menschenbildes im prüfenden praktischen Tun die Übungsschritte entwickelte. Hierbei fließen auch wegweisende Arbeitsansätze des Sprachgestalters Gerhard Mun­dorff mit ein, mit dem ihn eine jahrelange, fruchtbare Zusammenarbeit verbindet.

Buch: Ivan Raeymaekers, Gymnastik – Drama – Sprache. Aus der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Edition Zwischentöne, Weilheim 2021.

Raeymaekers’ auf der Grundlage des griechischen Fünfkampfes basierende Methoden bewährten sich in seinen künstlerischen Schauspielproduktionen. Sie stärkten und förderten die individuellen Entwicklungen der Erzieher, der Studentinnen und seiner Schüler, das heißt seiner ‹Schauspielenden›. Er schildert, wie sich in einigen Fällen sogar biografische Wandlungen vollzogen. Dass dabei immer auch das kunstdurchdrungene heilpädagogische und erzieherische Wirken einer ganzen Gemeinschaft mit im Spiel ist, macht der Autor am Beispiel seiner eigenen Wirkungsstätte, dem Michaelshof Hepsisau, deutlich.

Ivan Raeymaekers hat sich mit dem esoterischen Impuls, den Rudolf Steiner in seinem ‹Dramatischen Kurs› gegeben hat und der 2024 sein 100-jähriges Wirken feiert, verbunden und ihn zur eigenen Sache gemacht. Die Früchte dieser inspirierten Forschung und der praktischen Erarbeitung als Heilpädagoge, Erzieher und Ausbilder kann man in dem Buch begeisternd dargestellt finden. Das eigene künstlerische Tun wird befeuert durch das Veranschaulichen, wie der in dieser Weise Übende, wie Schülerin oder Student sich wieder dem kosmischen Erleben öffnen lernen und ein intimes Verhältnis zur Gebärde und zum gesprochenen Wort gewinnen können.

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