Die Zukunft mit den Computern

Philip Kovce und Birger P. Priddat haben 25 anthropologische Perspektiven auf das Selbst im Spannungsfeld von Digitalisierung und Individualisierung versammelt.


Nach einem kurzen Vorwort der Herausgeber eröffnet Sibylle Anderl das Buch mit ihrem Text ‹Siri, warum bist du nicht so schlau wie wir?›. Sie betrachtet künstliche Intelligenzen und beschreibt die Versuche künstlicher Abbildung von biologischen neuronalen Netzwerken. Nach einer Veröffentlichung von 2018 wird künstliche Intelligenz an ihre Grenzen stoßen. Faktoren wie Vorwissen und Menschenverstand, was uns Menschen flexibles Reagieren auf verschiedene Anforderungen ermöglicht, dürften nach Anderl zunehmend auch in der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) eine Rolle spielen.

Philip Kovce und Birger P. Priddat (Hg.): Selbstverwandlung. Das Ende des Menschen und seine Zukunft. Metropolis-Verlag, Marburg 2021

Die Beiträge verschiedener Autorinnen und Autoren weiten dieses Thema, mal ernsthaft und mal leichtfüßiger, in verschiedene Richtungen. Was der eine als problematisch auffasst, bekommt für die andere eine hoffnungsvolle Färbung. Stefan Brotbeck steigt tief ins Thema ein und skizziert in seinem Beitrag ‹In anderem Licht› ausgehend von Platons Höhlengleichnis verschiedenste Aspekte der digitalen und postdigitalen Entwicklungen. Fein lotet er die Unterschiede von menschlichem Denken und Maschinendenken aus und identifiziert Irrtümer, Einseitigkeiten und Denkfehler im Diskurs um die (Un)Fähigkeiten von modernster Computertechnologie. «Digitale Systeme sind gute Diener (Sinnhelfer), wenn sie uns Lösungen für Probleme bieten, die uns nerven, weil sie Bewusstseinsenergie und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, die wir für andere Dinge verwenden möchten. Digitale Systeme sind schlechte Herren, wenn sie uns Aufgaben abnehmen, bei denen es gerade darauf ankommt, sie zu tun und mit Kopf, Herz und Hand zu verbinden.» Und weiter: «Wenn wir Bewusstseinsentlastung durch KI nicht für die Bewusstseinskultivierung nutzen, wird sie zur Bewusstseinseintrübung.» Auch Rudolf Steiner hat sich seinerzeit dazu geäußert, wie Brotbeck zitiert: «Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müsste. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden nicht ausbleiben, sie werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtlichen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des Erdenwesens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnutzen. Darum handelt es sich. Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. […] Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.» (GA 178, 218 f.)

Wer in die vielschichtige Thematik eintauchen möchte, findet in diesem Buch einen Vielklang an Blickwinkeln, die Gründe zur Sorge aufzeigen, und auch solche, die hoffnungsvoll auf das Miteinander von menschlicher und digitaler Zukunft blicken.

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