Im Verständnis der im Garten wirksamen schöpferischen Kräfte nähert sich der Mensch wieder dem Paradies, um erneut die Verbindung zwischen Irdischem und Geistigem zu schaffen.
Im Garten kann man mit dem Geist des Ortes (Genius Loci) in Kontakt kommen, er spricht als ‹Herr der Himmelskräfte auf Erden› zu den Menschen. Wir können ihn als Stimmung ahnen oder unsere Wahrnehmungsorgane schulen und Übersinnliches differenziert wahrnehmen lernen. In der Bibel wird beschrieben, dass der auferstandene Christus Maria Magdalena am Ostermorgen als Gärtner im Reich der Pflanzen erscheint. Es ist die Welt der Lebenskräfte, des Ätherischen. Er spricht zu ihr: «Noli me tangere.» Berühre mich nicht! Er ist nicht berührbar, weil er nicht mehr in die Materie, in den physischen Leib inkarniert ist. Maria Magdalena kann die Beziehung zur dieser Welt des Lebendigen herstellen durch ihre Liebe und Herzenswärme. Daher nimmt sie ihn als Gärtner wahr, und dies zeigt uns, wie durch ihre Fähigkeit des Mitgefühls die Verbindung zwischen Irdischem und Übersinnlichem entstehen kann. Das ist eine bewusst erlebte Verbindung. Lebenskräfte, die wir mit der Ernährung aufnehmen, bleiben uns hingegen meist unbewusst. Wir können diese Kräfte nicht per se wahrnehmen. Aber wir können Fähigkeiten der Selbstlosigkeit und Liebe entwickeln, sozusagen ‹Maria-Magdalena-Fähigkeiten›. Dann kultivieren wir unseren ‹inneren Garten› und arbeiten an der Aufgabe, den Zusammenhang, die Verbindung zwischen Irdischem und Geistigem zu schaffen. Das ist der neue Kultus, dessen Grundlage im Garten angelegt ist. Durch ihn können sich die Menschen wieder ins Paradies im ursprünglichen Wortsinn vorarbeiten. Und Ernährung wird zur Kultur, weil die Himmelskräfte, das Geistige, und die Gestaltung des Irdischen, der materiell vorhandenen Lebensmittel, schöpferisch zusammengebracht werden.
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Foto: Aaron Burden