Den Menschen auf den Kopf stellen

«Das, was die menschlichen Köpfe in die Welt hereinbringen, das sind die Nahrungsmittel für den sozialen Organismus. Sodass man sagen kann: Das Produktive aus Nerven- und Sinnessphäre ist die Nahrung für den sozialen Organismus.


Illustration: Adrien Jutard und Fabian Roschka

– Das, was beim Menschen das rhythmische System ist, dem entspricht allerdings im sozialen Organismus alles dasjenige, was eigentlich dem Staate übertragen werden soll [ …]: alles, was sich auf Regulierung, auf die äußere Gesetzlichkeit, also staatliche Gesetzmäßigkeit bezieht. […] Wie der Mensch produktiv ist durch seine Nerven und Sinne, so ist der soziale Organismus durch seine Naturgrundlage produktiv. Und wie der Mensch seinen Stoffwechsel von der Natur erhält, so erhält der soziale Organismus seine Nahrung aus dem Menschenkopf heraus. Den sozialen Organismus verstehen Sie im Verhältnis zum Menschen nur richtig, wenn Sie den Menschen auf den Kopf stellen. Hier im Menschenkopf ist eigentlich der Grund und Boden des Menschen. Der Mensch wächst von oben nach unten, der staatliche Organismus wächst von unten nach oben. Er hat seinen Kopf, wenn man ihn schon mit dem Menschen vergleichen will, unten und steht auf dem Kopf und hat seine Beine oben. Seine Nahrung bekommt er aus dem einzelnen individuellen Menschen. So muss man innerlich das, was sozialer Organismus ist, verstehen. Analogiespiel macht nichts aus; aber der Hinblick auf die wahre Wirklichkeit, auf die echte Realität, das ist es, worauf es ankommt.»


Aus: Menschenwissenschaft und Sozialwissenschaft, GA 188, Seite 175.

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