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Im Tongespräch

Das Buch ‹Julius Knierim – Quellort muss immer die Kunst bleiben› (Edition Zwischentöne) von Gerhard Beilharz ist zum einen eine Biografie und zum anderen eine offene Liebeserklärung an die Leier. Eine Rezension.


Julius Knierim (1919–1999) war ein Musiker, der mit Vorliebe Menschengruppen musikalisch in Bewegung brachte. Aber er hat sich auch einen Namen gemacht als Musiktherapeut. Ihm war der Dreiklang Kunst – Pädag­ogik – Therapie in der Musik wichtig. Die Entwicklung der Musik als Therapie hat er nahe verfolgt: durch die Gründung der musiktherapeutischen Arbeitsstätte in Berlin, die Gründung der Wiener Musiktherapieausbildung und die Gründung des Lenker Forums für Musiktherapie, in dem er ab 1975 selbst mitwirkte, ebenso wie ab 1979 auch im Heidelberger Studiengang für Musiktherapie. Elf Jahre lang war der Michaelshof Hepsisau mit Julius Knierim wichtiger Praxisstandort dieses Studienganges.

Die Leier ist das zentrale Instrument im Knierim-Kosmos. Dazu gehört auch die Gründung des ‹Kreises der lehrenden Leierspieler› 1961 und daraus wachsend das Wanderstudium ‹Freie Musik Schule›. Deren Studierenden hat Knierim die Leier, die Improvisation, das Tongespräch nahegebracht. Besonders eindrücklich ist dazu das Kapitel ‹Vom Rauschen zum strömenden Gestalten›. In der Sprache von Knierim und Beilharz wird schon das simple Lesen zu klingender musikalischer Improvisation!

 


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Im Buch spürt man die innere Verbundenheit des Autors mit Knierims Geist, mit seinem musikalischen Schaffen, seinen Bemühungen um neue Klänge, um das innere Hören, um die einzigartig schöpferische Improvisation. Es wurde herausgegeben zum 100. Geburtsjahr von Julius Knierim und ist gleichzeitig eine geschichtliche Aufarbeitung der anthroposophischen Heilpädagogik, ein praktisches Lehrbuch für Musiklehrer, ein Einblick in die toneurythmische Arbeit sowie in das soziale Gestalten der anthroposophischen Pioniere.

Das Buch beinhaltet auch einige von Knierims Kompositionen sowie sprechende Fotos und lässt viele Zeitzeugen zu Worte kommen. Lohnenswert zu lesen sowohl für Musiker, Musiklehrer, Musiktherapeutinnen, Instrumentenbauer, Heilpädagogen, Toneurythmistinnen als auch für jene, die eine Schwäche für anthroposophische Pioniere haben.


Buch Julius Knierim – Quellort muss immer die Kunst bleiben. Edition Zwischentöne, 2019, 39 €

Foto: Julius Knierim. Quelle: Forschungsstelle Kulturimpuls, http://www.biographien.kulturimpuls.org/

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