Die 20-jährige Amra Novatschkova war im August im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners mit ihrem Cello nach Uganda gereist, um ein Jahr lang in einer Musikschule mitzuarbeiten. Ein Bericht über das vorzeitige, durch die Coronakrise verursachte Ende ihres Aufenthalts.
Das wunderschöne Uganda ist von Lebendigkeit und geselliger Freude geprägt: Die Straßen sind voll und gedrängt, auf den Märkten wird gehandelt und gelacht. ‹Corona› war ein entfernter Schatten im Westen; er schien selbst uns Freiwilligen weit weg zu sein. Die Menschen waren zuversichtlich, denn sie hätten ‹starkes Blut› und seien immuner als die Europäer. Die täglichen Fernsehbilder von maskierten Sanitätern und modernen Krankenhäusern gingen allerdings einher mit dem beängstigenden Grundgedanken, dass die westliche Welt, die doch in allem so überlegen und ‹professionell› sei, trotzdem so viele Probleme zu haben schien.
Für Präsident Y. Museveni, der seit 1986 an der Macht ist, schien dies eine Gelegenheit zu sein, wieder verstärkt einzugreifen. Denn er erließ erste Maßnahmen, bevor es überhaupt Fälle in Uganda gab. Als es dann die ersten fünf bestätigten Fälle im Land gab, kam schon ein Verbot von Versammlungen und öffentlichem Verkehr hinzu. Nun kam Verwirrung auf, Atemschutzmasken wurden sichtbar, aber sonst ging das Leben fröhlich weiter. Als dann der gesamte Autoverkehr verboten wurde, verbreitete sich Argwohn. Wie sollte man nun vom Dorf ins Krankenhaus kommen? Für das unerlaubte Transportieren einer Person stand die Androhung einer Strafe als «versuchte Mordtat», man solle auf eine Ambulanz warten. Bei einer 34-jährigen Regierungszeit, in welcher schon ganz andere Epidemien, etwa zahlreiche Ebola- sowie Choleraepidemien, gehandhabt und sogar vorbildhaft besiegt wurden, erwartete man ein durchdachteres Vorgehen – denn dass es kaum Krankenwägen gibt, weiß jeder!
Während wir Freiwilligen sonst immer als «Muzungu!» (Weiße) angesprochen wurden, hörte man nun ständig den Zuruf «Corona!», wenn man die Straße langlief. In diesen Tagen wurden wir Freiwillige von den Freunden der Erziehungskunst zurückgerufen. Die verwunderten Stimmen der Ugander warfen uns vor, in ein Land voller Krankheit zurückzukehren.
Inzwischen wird mit dem Militär brutal eingegriffen, wenn gegen Regeln verstoßen wird. Niemand weiß, wie sich die harten Maßnahmen auswirken werden – der Westen ist unhinterfragtes Vorbild. Ich wünsche den Menschen in Uganda mehr Selbstbewusstsein und eine Anerkennung ihrer Stärken, in denen sie uns allemal voraus sind: eine gesunde, freudige Lebensweise, die sie körperlich stark macht, und ein brüderliches Miteinander.
Mehr 40 Waisenkinder aus dem Projekt von einem Freund vor Ort brauchen Ihre Hilfe, da sie zurzeit bedingt durch Corona kaum zu essen haben! Die Unterstützung geht direkt über mich an das Projekt.
Bild: Amra Novatschkova in Uganda