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Bauen im Land des Heiligen Geistes

Bronwyn Bellemore ist als Architektin von der Anthroposophie inspiriert und seit den 1980er-Jahren in Australien tätig. Während 20 Jahren verwirklichte sie ihr Hauptprojekt, den Bau der Casuarina Steiner-Waldorf School in Coffs Harbour (New South Wales).


Was bedeutet es für dich, anthroposophisch zu bauen?

Zuallererst arbeite ich immer noch daran, zu verstehen, was anthroposophische Architektur ist. Momentan bedeutet es für mich, das Geistige ins Physische, den Archetypus aus der geistigen Welt auf den physischen Plan zu bringen. Ich habe das Gefühl, dass alle Kunst, die Architektur eingeschlossen, die Möglichkeit bietet, dem sich entwickelnden Menschenwesen zu helfen, zu seinem höheren Selbst aufzuwachen und sich mit ihm zu vereinen.

Was ist das typisch Australische in deiner Arbeit?

Australien, das große Land im Süden, ‹Terra Australis del Espiritu Santo› (das Land des Heiligen Geistes), wie es ursprünglich von den ersten Seefahrern genannt wurde, ist eine ideale Umgebung für anthroposophische Architektur, für eine Architektur des Geistes. Australien ist riesig; jede Region besitzt ihre einzigartigen Qualitäten und demnach auch ihre Architektur und ihre anthroposophischen Gemeinschaften. In der südlichen Hemisphäre gibt es auch kein Problem mit dem Standard oder der Tradition. Unsere Kunst ist lebendig und frisch. Unsere Nation ist sehr jung, nur 230 Jahre alt, und es ist daher sehr wichtig, die Perspektive der Ureinwohner miteinzubeziehen, denn sie leben schon über 60 000 Jahre hier und kennen das Land viel besser.

Wodurch entwickelst du deine Ideen zu anthroposophischer Architektur?

Ich habe begonnen, zusammen mit vier anderen Architekten und einem Studenten auf Skype architektonische Ideen zu besprechen. Das ist ein gegenseitiger Lernprozess, da wir alle mit unterschiedlichen, sich noch entwickelnden Ideen über (anthroposophische) Architektur zusammenkommen. Ich habe mich auch in Kurse für projektive Geometrie eingeschrieben, um zu verstehen, wie die Natur das Geistige verwirklicht. Das nährt auch meine Praxis als Architektin.

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