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Georg Glöckler

Es gibt Vorträge, die hat Georg Glöckler hundert Mal gehalten. ‹Die Bedeutung des Rhythmus für das Verständnis des Lebens› war solch ein Thema, und sicher 30 Mal saß ich als sein Begleiter dabei.


‹Die Sinne als Tore zur Welt› war ein weiterer Vortrag, den er immer und immer wieder hielt. Doch eines seiner Themen überragte alles, zumindest in den Jahren, in denen ich mit ihm unterwegs war. Während er sich sonst auf seine Routine, die angemessene Pause, den Witz zum rechten Moment, das Zitat an der richtigen Stelle verlassen konnte, war es bei diesen Vorträgen anders. Bei ‹Bedingungen des Friedens› schien es, als hätte er es nicht allein in der Hand. Wenn die Gunst es zuließ, dann waren die meisten im Saal nach diesem Vortrag nicht mehr die Gleichen wie zuvor. Er sprach über die innere Stimme, die sich gerade dann regt, wenn man glaubt, einen Sieg davongetragen zu haben. Er erzählte von Beethoven, wie er eine trauernde Mutter wortlos mit Klavierspiel tröstet, und er erzählte insgeheim von sich. Während Georg Glöckler sonst bei all seiner Wärme doch für sich blieb, schien es mir in diesen Momenten anders. Was die stille Wucht seiner Rede ausmacht, war, dass man verstand, dass die Fähigkeit, Frieden zu stiften, tief im Innern der Seele wurzelt und zugleich von geistiger Geselligkeit getragen wird. Zum Kern der Persönlichkeit kommt ihr Umraum als peripheres Ich hinzu, und in ihm leben Geister. Bei Georg Glöckler war dieser Umraum ‹voll›, war kindlich-weise, und vielleicht dienten die dicken Pullover und der Zigarrendunst dessen besonderem Schutz. Humorvolle und zugleich ernste Geister, gütige Geister waren es, die um ihn und mit ihm waren und die bei seiner Suche nach dem Frieden selbst zu Wort kamen, und so sprach er – wie mir schien – sich selbst aus.


Tiitelbild: Georg lud die Groß­familie von Mackensen gern zum Pizzaessen ein. Ein Foto nach dem Dinner, 2008.

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