Früh übt sich

Halbzeit einer vierwöchigen Unterrichtsepoche in einer 10. Klasse in Trigonometrie. Zwei Fragen an die versammelten Schülerinnen und Schüler: Welche Note würden Sie sich für Ihre mündliche Beteiligung geben? Legen Sie gerade zu oder lassen Sie nach?»


Jeder äußert sich und ich notiere die Selbsteinschätzung. Eine Woche später geht es an die Klassenarbeit. Jetzt die Frage in die Runde: «Was sollte man denn nach Ihrem Empfinden von dem Stoff können?» «Winkelberechnung am rechtwinkligen Dreieck, Seite-Winkel-Seite zum Beispiel.» Wieder füllt sich ein Blatt. Wir machen uns noch den Spaß, dass man jetzt zwei ungeliebte Aufgaben rausschmeißen darf. Das Ergebnis: Bei der Selbsteinschätzung der mündlichen Note muss ich nichts ändern – im Gegenteil, manche waren zu streng mit sich. Auch die Aufgabenliste ist beinahe perfekt. Und ich frage, träume: «Lernen heißt, von der eigenen Qualität zu wissen, heißt, zu wissen, wo man steht und wie man gerade geht.» Wir haben begonnen, den Schülerinnen und Schülern den Lehrplan ein wenig in die Hand zu geben, der nächste Schritt sind die Zensuren. Dazu gehört die Einsicht, die Ueli Hurter von den Demeter-Höfen schildert: Jeder Hof hat seine Qualität. Sie wächst, wenn wir lernen, uns treu zu sein. Damit können wir nicht früh genug anfangen.


Foto: Sofia Lismont

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