Die allgemeine Impfpflicht ist vom Tisch

Ein Kommentar von Stefan Schmidt-Troschke.


Die allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus ist im Bundestag krachend gescheitert. Der Nutzen und die Rechtmäßigkeit waren mehr als zweifelhaft. Deutschland ist wieder in Europa angekommen, wo mit wenigen Ausnahmen (Griechenland und Italien) nirgendwo eine Impfpflicht gilt. Umso absurder, dass unser Gesundheitsminister das Ende einer Pan(!)demie durch eine Impfpflicht in Deutschland herbeireden wollte. Die Linke-Politikerin Sarah Wagenknecht brachte es treffend auf den Punkt: «Die deutschen Geisterfahrer gegen den Rest der Welt, wo kein Mensch mehr über Impfpflichten nachdenkt, das kann doch nicht Ihr Ernst sein!» Drei wesentliche Gründe haben letztlich dagegengesprochen: Die Impfung schützt nicht wirklich vor der Infektion mit dem Virus, schwere Verläufe sind selten unter der Omikron-Variante, und schließlich wissen wir nichts über eine mögliche problematische (unwahrscheinliche!) Virusvariante im Herbst. Seien wir froh, dass die rechtsstaatlichen Verhältnisse gewahrt bleiben konnten, unter denen wir Bürgerinnen und Bürger eine gewisse Wahlfreiheit darüber behalten, ob wir bestimmte Substanzen in unsere Körper spritzen wollen – oder eben nicht.

Wir sind dankbar dafür, dass die Mehrheit der Abgeordneten einen Sinn dafür behalten hat, dass die Autonomie und die Würde des Menschen nicht auf der Basis von Alarmismus und mutmaßlicher Fürsorge für das Gesundheitssystem geopfert werden dürfen.

Aber Vorsicht! Die geringe Unterstützung der Anträge gegen eine allgemeine Impfpflicht zeigt, dass das Thema nicht vom Tisch ist. Die vielfach vorgetragenen Argumente werden nach wie vor kaum gewertet. Knapp 90 Prozent derjenigen, die man heute zu einer Impfung hatte verpflichten wollen, sind bereits mindestens zweimal geimpft! Die Impfpflicht sollte wohl ein Symbol sein für politische Entschlossenheit, auch um den Preis einer sinnlosen Einschränkung von Grundrechten.

Jetzt geht es darum, die geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht abzuschaffen. Viele der davon betroffenen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen haben während dieser Pandemie ihre Frau und ihren Mann gestanden auf den Intensivstationen, in Ambulanzen und Pflegeeinrichtungen. Bald nun werden sie ihre Arbeit verlassen müssen, sollten sie sich nicht gegen ihren Willen impfen lassen. Warum werden ihre Gründe nicht respektiert, warum werden diese Gründe nicht selten auf entwürdigende Weise lächerlich gemacht? Als Professionelle im Gesundheitssystem haben doch gerade diese Menschen eine hohe Sensibilität für die Schattenseiten so mancher medizinischer Maßnahmen!


Quelle: Gesundheit aktiv

Bild Kristine Wook von unsplash

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