Der kenianische Performer und meisterhafte Trommler Augustus Mutua verbindet mit seiner Initiative Waldorfy Creatives den Reichtum afrikanischer Musik und afrikanischer Tänze mit einem waldorfpädagogischen Ansatz für den Unterricht.
Ich bin seit 16 Jahren Waldorf- und Musiklehrer sowie Interpret und Leiter von Chor- und Instrumentalmusik. Die afrikanische Musik und die reichhaltigen afrikanischen Rhythmen sind ein großartiges Werkzeug für meinen Musikunterricht. In diesem Zusammenhang habe ich meine Initiative Waldorfy Creatives ins Leben gerufen, mit der ich nun auch andere Schulen anspreche. Die afrikanischen Trommeln und Shaker, Geigen wie die Orutus, die Marimbas und Flöten wie die Chivotis spielen eine zentrale Rolle in meinem Unterricht. Afrikanische Tänze mit schwungvollen Bewegungen, die für unsere Kultur typisch sind, haben sich als effektiver Ansatz erwiesen, da sich sowohl Kinder als auch Erwachsene tiefer mit der Musik verbinden.
Es hat die Erfahrung des Lernens verändert, dass wir diese lebendigen musikalischen Elemente in den Musikunterricht integriert haben. Die rhythmischen Muster der Djembe-, Kamba- oder Luhya-Trommel, die melodischen Töne der Marimba und die innerlichen Klänge der Orutu schaffen eine reiche Hörlandschaft für die Fantasie der Schüler und Schülerinnen. Diese sinnliche Vielfalt, die sie erleben, erweitert ihr Verständnis von Rhythmus, Melodie und Harmonie und festigt gleichzeitig unsere Wertschätzung für unser afrikanisches kulturelles Erbe.
Die für afrikanische Musik typische improvisierte Art ermuntert zu Kreativität und Selbstausdruck. Sie inspiriert die Kinder und Jugendlichen, eigene Kompositionen aus den traditionellen Klängen und Rhythmen zu schöpfen. In meinem Unterricht hat jedes Kind eine Trommel oder Rassel. Das nährt nicht nur die musikalischen Fähigkeiten, sondern baut auch Selbstvertrauen auf und ermutigt zur Eigenständigkeit. Der gemeinschaftliche Aspekt im afrikanischen Trommeln ist die Stärkung der Teamarbeit und der Kooperation. Man lernt, zusammen zu spielen und die musikalische Entwicklung des anderen mitzutragen.
Die Körperlichkeit afrikanischer Tänze, mit ihrer Dynamik und den expressiven Bewegungen, hilft den Schülerinnen und Schülern, ihre motorischen Fähigkeiten und ihre Körperwahrnehmung zu entwickeln. Nach afrikanischen Rhythmen zu tanzen, gibt ein Gefühl von Freude und Freiheit und erlaubt den Kindern, sich selbst ganz auszudrücken und sich mit Gleichaltrigen auf einer tieferen Ebene zu verbinden. Dieser bewegungsorientierte Ansatz verbindet sich mit dem waldorfpädagogischen Grundsatz, das Kind ganzheitlich – mit Kopf, Herz und Hand – zu fördern.
Ich habe den gleichen Ansatz an Schulen in Schweden und Dänemark angewendet, und die Resultate waren unglaublich. Während einer Woche für afrikanischen Tanz und Musik in Silkeborg, Dänemark, waren die Kinder so glücklich, diese neuen Bewegungen zu lernen und in einer fremden Sprache zu singen oder die eingebetteten Geschichten zu erfahren, dass ich gebeten wurde, im folgenden Jahr wieder zu kommen. Eine Person hat angeboten, sämtliche Rechnungen zu bezahlen, damit die Woche stattfindet.
In meiner Waldorfschule vor Ort erlebte ein neues Elternpaar, wie ihr Sohn durch das Trommeln von einem schüchternen, zurückhaltenden zu einem selbstbewussten und mutigen Kind wurde. Deshalb haben sie uns geholfen, mehr Trommeln zu kaufen, sodass die Initiative wachsen kann. Ein anderes Elternteil war von unserer Arbeit auf der letzten Tagung an der Rudolf-Steiner-Schule Nairobi, Kenia, so berührt, dass es nun Teil unserer Gruppe sein möchte, um mehr darüber zu lernen.
Durch Waldorfy Creatives bin ich in der Lage, diesen Schatz auch jenseits der Waldorfgemeinschaft weiterzugeben. Indem ich afrikanische Musik und Tänze an Schulen einführe, die nicht waldorfpädagogisch arbeiten, möchte ich inklusive Lernumgebungen schaffen, die die Diversität und den kulturellen Reichtum feiern. Die Rückmeldung durch Lehrkräfte und Schülerschaft ist überwältigend positiv; viele berichten, dass diese Methode mehr Engagement und Enthusiasmus in ihre Klassenzimmer bringt.
Afrikanische Musik im Waldorf-Curriculum zu nutzen, bereichert nicht nur die Lernerfahrung, sondern fördert auch die kulturelle Achtsamkeit und unser ‹Weltbürgersein›. Die Kinder und Jugendlichen unterstützt es darin, empathische, vollständige Individuen zu werden, die die Schönheit und Vielfalt der Welt um sie herum schätzen. Durch die Rhythmen, Melodien und Geschichten in der afrikanischen Musik erlangen Kinder wertvolle Lebensfähigkeiten und bilden tiefe Beziehungen – so können sie zu selbstbewussten, kreativen und mitfühlenden Individuen heranwachsen.
Übersetzung aus dem Englischen: Franka Henn
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Bild Augustus Mutua, Foto: Grace Mumo