Ich sitze im kalten Gras auf dem Hügel über dem von Eichen erfüllten Tal, eingewickelt in meinen Schlafsack. Ich komme gerne hierher, beobachte die Raben, die mit dem Wind spielen. Jetzt ist es Nacht.
Ich warte.
Aber die mond- und sternenlose Dunkelheit und der kalte Nebel, der mir ins Gesicht sticht, sagen mir: Ich werde ihn nicht sehen. Diesen einen Moment an diesem einen Sonntag, wenn ein feiner Feuerschein am Rande des Horizonts erscheint und uns sagt: Wir können wieder atmen – ich werde ihn nicht sehen. Wie werde ich wissen? Eine Verlorenheit macht sich in mir breit.
Ich denke an sie, in der Dunkelheit des Gartens am Grab. Sie sitzt am Ende von allem, das vorstellbar war; sie sitzt am unvorstellbarsten Ende. Die Hoffnung war an jenem Freitag gestorben, an ein Kreuz geschlagen. Was könnte vielleicht noch in ihrem Innern zurückbleiben? Nichts. Nicht einmal das Warten.
Es ist alles gesagt. Geh nicht. Verlass uns nicht. Stirb nicht. Worte, die aus uns strömen, als könnten sie dem Willen dessen, was geschehen wird, nachjagen und ihn lähmen. Worte, die keine Verwandlung sehen können, nur Verlust. Irgendwann sind alle Worte aufgebraucht. All unsere Bitten und Versprechen, der Zwang, das Reden, sogar die Hoffnung ist verschwunden. Nichts ist übrig, nicht einmal das Warten.
Dann, in der absoluten Stille, am Grunde der völligen Ergebung, gibt es dies.
Bleib.
Es scheint nicht von uns, sondern zu uns zu kommen. Von außerhalb der Zeit, zwischen dem, was war, und dem, was sein wird: eine stille Bitte, die sich an unser ganzes Wesen richtet. Wie liebevolle Hände sanft auf unserem Arm. Aber es bittet um nichts, gibt kein Bild von dem, was kommen wird. Kein Versprechen. Keine Aufforderung. Nicht ‹gib nicht auf› oder ‹mach weiter›. Einfach nur:
Bleib.
Wir hören sie mit unserem Körper – die zarte Bitte der Erde, die wir als Schwere spüren. Wir erhaschen sie als ein Flüstern aus einem Moment der Schönheit. Einmal, auf diesem Hügel, als auch in mir nichts mehr war, nicht einmal das Warten, hörte ich es mit meinem Herzen. Es kam von allem um mich herum.
Bleib.
Die einzig wirkliche Antwort: eine Entscheidung. Hier gibt es kein Tun, keine Bewegung – nur verbindlich sein. Reiner Wille. Er geht allem voraus, was entstehen würde, wenn wir Ja sagen; alles, was sich entfalten könnte aus diesem Ja, ist nicht Teil jener Bitte. Es braucht den einen, der bittet, und den anderen, der antwortet, gemeinsam, um sich hindurchzuringen durch dieses Ja, Bewegungen, die in die Zeit zurückfließen.
Also – ich sitze.
Ganz langsam verblasst die nebelverhangene Dunkelheit zu weichen, grauen Konturen. Dann, in einem Moment, so kurz wie ein Atemzug, schleicht sich der Hauch einer Brise den Hügel hinauf, und die Gräser schwanken im Gleichklang. Ein Hauch von kleinen, gefiederten Wesen gesellt sich zum aufsteigenden Nebel. Und das Grau jedes Blattes und jedes Grashalms wird zu einem blassen, leuchtenden Grün erhoben und beginnt zu atmen im ankommenden Licht.
Es ist geschehen. Ich weiß, denn alles sagt es mir. Alles sagt Ja.
In der Stille flehen unsere Herzen:
Bleib.
Ja. Immer. Sogar bis zum Ende der Welt.
Dann wendet Er sich an uns:
Steht auf.
Übersetzung: von der Autorin, mit ein wenig Hilfe.








