Colmar/Frankreich. Vom 10. bis 14. Juli finden am Goetheanum die Theater-Festtage statt. Das französische Théâtre de L’Homme Inconnu wird dort das Shakespeare-Stück ‹La Nuit des Rois› aufführen. Ein Interview mit Regisseur Marc-Alexandre Cousquer.
Worum geht es in der Aufführung?
Diese Komödie ist eine wunderbare Mischung aus Narretei und existenziellen Variationen zum Thema Sein und Schein: Cucullus non facit monachum – die Kutte macht noch keinen Mönch! Spiegelt meine sinnliche Form, mein Bild, die Wahrheit meines Wesens wider oder ist sie nur eine Fassade, ein Ausdruck meiner Einbildungen und meines Hochmuts? In einem umgekehrten und umfassenderen Sinn: Gibt es eine Weisheit hinter dem Schleier der Erscheinungen? Die Ereignisse, die sich im Stück abspielen, erscheinen tragisch, unwahrscheinlich, wie eine Illusion – und tragen dennoch das Weben des Schicksals in sich. So scheint die Illusion die Wahrheit zu sagen.
Welche Themen und Fragen erforscht ihr?
Ein wesentlicher Aspekt unserer Arbeit passt wunderbar zum Thema des Stücks: einen großen theatralischen Hauch zu enthüllen! Wie können wir die Idee und das sinnlich wahrnehmbare Bild, das sich im Raum entfaltet, so enthüllen, dass das Publikum es mit seinem ganzen Wesen erleben kann? Wie können wir das elementare Leben, den Atem des Seelisch-Geistigen offenbaren?
Welchen Einfluss hat Rudolf Steiners ‹Dramatischer Kurs› auf eure Arbeit?
Der ‹Dramatische Kurs› ist die Grundlage meiner gesamten Theaterarbeit. Der Weg, den er vorschlägt, ausgehend nicht von einem Konzept, einer Idee, sondern vom Gliedmaßen-Menschen, vom Menschen, der in den Gebärden lebt, bildet den Boden, von dem aus sich der ganze Ausdruck entwickelt. In diesem Bereich lebt auch die Fantasie. Der Ausdruck, der sich dann entfaltet, enthüllt das Innere des Menschen, seine Beziehungen zur Welt, alles, was lebt in und zwischen den Worten des Dichters. Es öffnet einen poetischen Raum, wo sich der inspirierte Gliedmaßen-Mensch in einen Bild-Menschen verwandelt. Diese imaginative Ebene suche ich zu erreichen.
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Bild Szenen aus dem Stück ‹La Nuit des Rois›, Quelle: Théâtre de L’Homme Inconnu