Am 24. September fand in Ljubljana eine Veranstaltung zu Michaeli statt, die Kunst und Spiritualität vereinigte.
Das Institut Tretji Most (Dritte Brücke) aus Ljubljana hatte die Veranstaltung organisiert. Seit vier Jahren bemüht sich diese Initiative um öffentliche anthroposophische Beiträge. Nach ihrem Konzert gab die Sängerin und Komponistin Olga Kranich ein Seminar nach Valborg Werbeck-Svärdström. Mit an Bord Kunstschaffende, die in ihre ideelle Anschauung die Spiritualisierung der Kultur aufgenommen haben. Was bedeutet das? Im ersten Teil des Konzerts ertönten die Lieder bekannter Komponisten. Doch im zweiten Teil hörten wir von Olga Kranich selbst komponierte Lieder, die sie singend mit der Leier begleitete. Diese Melodien klangen in ungewöhnlichen, für das äußere Ohr noch nicht bekannten Tönen. Sie vermittelten den Eindruck einer umgekehrten Zeitströmung – aus der Zukunft in die Gegenwart hinein. Die Phänomene dieser Strömung sind nicht ganz unbekannt. Dennoch scheint sich das Verhältnis zu diesem Zeitstrom in den letzten Jahrzehnten geändert zu haben und sich auch weiter zu ändern. Das hat zur Folge, dass viele Kunstschaffende nach einer Erneuerung der Form suchen. Wenn wir von einem Bedürfnis nach Erneuerung sprechen, geht es auch um das Verhältnis zwischen alt und neu. Welche Gedanken ermöglichen uns, Abschied vom Alten zu nehmen und das Neue wahrzunehmen, was uns entgegenkommt? Das ist ein Übergang für die ganze Menschheit. Wir alle müssen uns von alten spirituellen Traditionen verabschieden, nicht nur von einem grobklotzigen Materialismus. Das ist für jeden Einzelnen eine wankende Angelegenheit. Die Wege der Freiheit gehen durch Ungewissheit, Irrtum, Fehler, nicht zuletzt auch durch Schuld. Jede künstlerische Aktivität enthält ihrer Herkunft nach bereits eine geistige Substanz. Warum sollten wir diese noch spiritualisieren? Ist das nicht wie Salz salzen zu wollen? Die alten Mysterienschulen wie Delphi, Ephesus, Eleusis waren eine einheitliche Quelle der damaligen Zeitkultur. Was damals gegeben war, muss durch die heutige Kulturentwicklung verinnerlicht werden. Das ist kleine Kleinigkeit. Die Seele muss Anstürmen standhalten. Eine ‹spirituelle Kunst› soll jene sein, die der Seele eine Hilfestellung bieten kann im Durcheinander, die ihr in schwierigsten Augenblicken des Lebens hilft, Gleichgewicht und Innerlichkeit beizubehalten. Freilich wird man eine scharfe Grenze um diese Kunst herum nicht ziehen können. Im Konzert war das Bild Michaels, der mit dem Drachen kämpft, zwar nicht unmittelbar, aber im Hintergrund wirksam anwesend. Nicht so sehr als Imagination, umso mehr als Inspiration. Die Inspiration kann den Drachen überwinden und ließ die Musik über seine Intelligenz walten. Wie sollen wir uns das vorstellen? Das Publikum nahm das durch die Erlebnisse wahr. Und das ist der bessere Weg. Wer aber darüber künftig mehr erfahren möchte, ist herzlich eingeladen, den Kontakt mit uns aufzunehmen.
Kontakt tbiffio@gmx.net
Foto z.V.g.
In den Mysterienschulen, aber auch in den Lehranstalten, die von Platon und Aristoteles gegründet wurden, beschâftigte man sich täglich mit den Homerischen Gesängen.
Dr. Rudolf Steiner sprach dies mehrfach in den Abendvorträgen an, die er anlässlich der Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu Weihnachten 1923 am Goetheanum in Dornach hielt: „Im Willen der Menschen wirkten inspirierend die Gotter“. (29. Dezember 1923, zitiert nach dem Band „Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes“ der Rudolf Steiner Gesamtausgabe.)
Bleibt standhaft, Schwestern und Brüder, und wandelt auf dem Pfad der Wahrheit! Dr. Rudolf Steiner erwähnt in seinen Abendvorträgen zur Weihnachtstagung zahlreiche literarische Kleinode, fast alle, auch den „Alexanderroman“ des Pfaffen Lambrecht, erhaltet Ihr bei Reclam. Das sogenannte „Gilgamesch-Epos“ ist erst vor wenigen Wochen in einer neubearbeiteten Übersetzung bei Reclam neu erschienen, die Fortschritte sind momentan rasant, wir werden nun wohl alle zwei bis vier Jahre eine erweitere Neuübersetzung dieses Epos empfangen. Studiert die Quellen, wendet Euch der Wahrheit zu!
Aber vergesst nicht: Über allem steht Homer. Wir sind so froh und glücklich, dass es Roland Hampe unter grossen Opfern möglich war, 1979 seine Homergesamtübersetzung nach über 50-jähriger Tätigkeit zu veröffentlichen. Seitdem ist es jedem Menschen möglich, die Inspirationen der Götter täglich in Dankbarkeit empfangend aufzunehmen.
Was für ein schöner, ansprechender Kultsaal das ist! Aber der Mensch lebt nicht allein vom Geiste. Ich hoffe, es gibt auch Limonade und Kuchen für die jungen Geistesschüler. Und vielleicht auch Salat und Brot? Plätzchen kann man einfach mit einer Serviette in der Hand halten, wer nicht so gerne Limonade trinkt, kann ja Saft trinken; Apfel, Orange, Grapefruit, Mango, Birne, Ananas, Kirsche, Traube, muss man alles mal ausprobieren. Vorsicht, Strohhalme sind seit 2021 in der Europäischen Union nicht mehr erlaubt, dafür muss man nach Novi Sad fahren, dort darf man noch legal Limonade schlürfen.
«Welche Gedanken ermöglichen uns, Abschied vom Alten zu nehmen und das Neue wahrzunehmen, was uns entgegenkommt?»
Plutarch schildert im achten Kapitel seines Alexanderbuchs, wie sehr der junge Alexander auf das Buch achtgab, das Aristoteles für ihn persönlich eingerichtet und textkritisch bearbeitet hat, so wie Roland Hampe das Buch für uns übersetzt und herausgegeben hat. Alexander bewahrte das Buch immer in einer Schatulle unter seinem Kopfkissen auf, daneben sein Schwert. Unser Buch endet aber nicht mit dem neunzehnten Gesang, wie dann später fälschlich überliefert wurde, nach dem neunzehnten Gesang geht es erst richtig los!
Natürlich sind die beiden ersten Gesänge die wichtigsten, man kann sich ein oder zwei Jahre mit diesen beiden Gesängen beschäftigen, nur wenige schaffen es bis zum neunzehnten Gesang, sehr wenige. Das ist wie bei einem Videospiel auf dem Smartphone, den Beginn machen sehr viele mit, im Elite-Modus findet man dann nur noch wenige User. Aber es geht eben noch weiter, da kommt noch etwas, und wenn man denkt, man hätte es geschafft, dröhnen wir noch ein Buch mit weiteren vierundzwanzig Gesängen darüber.
Was aber eben nicht so gut geht, ist, zu sagen: Ich habe keine Lust mich damit zu beschäftigen, kann mir das nicht jemand übers Handauflegen beibringen? Das machen wir nicht, auch nicht in den Mysterien, auch nicht mit Millionären und Milliardären, die verständlicherweise oftmals wenig Zeit haben.
Ich las neulich Hegels ‹Phänomenologie des Geistes› von Suhrkamp und wunderte mich dabei über Hegels Worte im Unterkapitel ‹Das geistige Kunstwerk› des Kapitels ‹Die Kunstreligion›:
«In diesem Epos stellt sich also überhaupt dem Bewußtsein dar, was im Kultus an sich zustande kommt, die Beziehung des Göttlichen auf das Menschliche.»
Da hätte Suhrkamp wohl besser eine Fussnote setzen müssen. Denn jetzt erst verstehe ich: Damit ist Homers Ilias gemeint! Nicht nur mit diesem Satz, mit annähernd dem ganzen Kapitel! Hegel erwähnt dort aber weder Homer, noch die Ilias, man kommt gar nicht drauf, wenn man nicht einhundert Reclambändchen gelesen hat.
Herzlich Dank also für Ihre Tipps.
Kann uns das nicht auch mal jmd vorlesen, das Buch? 😀
Hegel ist für Babies. Unmittelbar vor der Weihnachtstagung 1923, als alle für die Weihnachtstagung angereisten Gäste schon da waren, sagte Rudolf Steiner:
„Nehmen Sie einmal, meine lieben Freunde, das Gedicht – das Gedicht, wie es bloss in der Seele lebt. Wenn der Mensch sich ganz innerlich identifiziert mit dem Gedichte, wenn er es, sagen wir, so sehr in sich aufgenommen hat, so stark in sich aufgenommen hat, dass er gar nicht mehr die Worte gebraucht, sondern die Empfindungen hat und diese Empfindungen in der Seele erleben kann: er lebt in der Intuition.“
(23. Dezember 1923 in GA 260 „Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1923/1924“, Seite 24)
Da steht also klipp und klar, dass alle Homer-Fans die höchste Erkenntnisstufe haben, die es überhaupt gibt. Es gibt keine höhere Erkenntnisstufe.
Was auch logisch ist, denn es gibt auch keinen höheren Dichter als Homer.