Wir gratulieren zum 90. Geburtstag dem Kunstschaffenden Karlheinz Flau.
Er begegnete in jungen Jahren der Wissenschaft, zum einen durch sein Talent mit Zeichenstift und Farbe und zum anderen durch die Lektüre von Rudolf Steiners ‹Wiedergeburt und Karma›. So wurde er ein Forscher und bleibt es sein Leben lang. Er erschafft neben vielem anderen auf künstlerisch-architektonischem Gebiet seine besonderen Themen, Inspirationsblätter genannt. Sie sind zu fünf Mappen angewachsen und wurden von manchen Interessierten ‹Lesebilder› getauft.
So ein Blatt, exemplarisch betrachtet in ‹Mananaun – einen Sommer für den Winter›, ist der Spiralstein von Llanbedr. Dieser wurde in einem Kreis von alten Rundhütten gefunden. Die Spirale als Motiv reicht an die Uranfänge der Menschheitsentwicklung zurück. Daher ergreift uns immer wieder die Schlichtheit und Eindringlichkeit dieser Bewegungshieroglyphe. Auf dem Blatt ist die Kirche abgebildet, in dem der ein Meter hohe Stein hinter dem Taufbecken steht. Weiter erfahren Betrachtende nähere Angaben über die Spirale: «… eine der ersten Äußerungen kleiner Kinder, wenn sie einen Stift o. ä. in die Hand bekommen» und chaotische Wirbel machen. Dann führt die Bewegung über außen nach innen. «Ausrollen – Evolution» (Frühling, Sommer) und «Einrollen – Involution» (Herbst, Winter) werden als Urgeste beschrieben. Flau bezeichnet den Stein als echten Inspirationsstein, der ihn weiter anregt, Gedanken niederzuschreiben: «… der springende Punkt», der sich saugend, verdichtend und quellend auflösend ergibt, wo beide zusammentreffen. Und dann kommt er auf den Wendepunkt. Unten links auf dem Blatt ist der Stein mit dem keltischen Hochkreuz mit Figur und Spirale gezeichnet, der in Llanbadarn Fawr steht. Peter Stühl
Kunst als Übungsweg
Einen Oscar für das Lebenswerk hat die Anthroposophische Gesellschaft nicht zu vergeben. Karlheinz Flau hätte ihn verdient. In Ottersberg feierte der Künstler am 12. Januar seinen 90. Geburtstag.
Sein Gestaltungswille und Talent betreffen viele Lebensbereiche: Zeichnungen, Bilder, Plastiken, Möbel, Architektur, Bekleidung, Schmuck, Spielzeug, Jahresfeste und Sozialkunst, die zur Gründung und Mitarbeit in Kulturinitiativen führte. Umweltgestaltung ist ihm Bewusstseinsfrage, und als wacher, kritischer Zeitgenosse, als ewig Lernender und Lehrender in vielen Zusammenhängen hat er ungezählte Menschen inspiriert und auf ihrem Lebensweg ermutigt.
Er schreibt: «Es war mir eigentlich nie in den Sinn gekommen, Kunst zu produzieren, was man auch immer darunter verstehen mag. Ich wollte das, was ich sah und erlebte, festhalten, meiner Liebe zu den Dingen, der Erde, und meiner Sehnsucht zum Geiste individuellen Ausdruck verleihen. Mein künstlerisches Ringen ist mein Übungsweg, mein Werdegang. Und es sind die Werdekräfte selber, die in ihm zum Ausdruck kommen! Der Mensch – ein Werdender. Das ganze Leben wird Kunst, Gesamtkunstwerk, und darin ist jeder Mensch ein Künstler als Selbstgestalter seines Schicksals mit allen Höhen und Tiefen und farbigen Schatten.»
Karlheinz, wir gratulieren dir und wir danken dir! Ute Kassner
P. S. Ein Großteil seines Werkes ‹ruht› im Aenigma-Archiv Berlin. Holen wir es raus und machen es sichtbar!