Klug und glücklich

Er war Deutschlands poetischer Kabarettist, war Buchautor und Schauspieler: Hanns Dieter Hüsch. Er wurde im Todesjahr von Rudolf Steiner geboren und erzählte dann das Jahrhundert auf tausend Kleinbühnen und spätabends im TV-Programm. Die Buchtitel porträtieren seinen Geist: ‹Das Schwere leicht gesagt› oder ‹Mein Gott lehrt dich das Lachen›. In einem seiner letzten Programme um die Jahrhundertwende sinniert er im Basler Fauteuil-Theater über eine junge Frau ‹Charlotte› und fügt an: «Sie ist Anthroposophin, mütterlicherseits». Das Publikum lacht, versteht die Pointe: Anthroposophie ist erblich. Nach der ausverkauften Vorstellung stehe ich am Signiertisch des Sprachkünstlers und sage, eine Reihe von Anthroposophen seien heute im Publikum. Hüsch fasst mich mit seinen gütigen Augen und mit niederrheinischem Zungenschlag: «Ich weiß, hab ich gesehen. Sind kluge und glückliche Leute, klug ‹und› glücklich!» Wiederholung und schulmeisterliche Betonung sind Hüschs Markenzeichen. Er sieht, dass ich stutze, und legt nach: «Ja beides zusammen, das kriegste nich so leicht – die schon: klug ‹und› glücklich.» Noch mal alles Gewicht auf dem ‹und›.

Auf dem Weg zur Tramstation nicke ich über den kabarettistischen Ritterschlag: Ja, Esoterik macht ‹klug› und sie in Schule, Praxis, Bühne und Hof auf und in den Boden zu bringen, das macht glücklich. Die Idee der Weihnachtstagung ‹Esoterik und Exoterik vereinen› bringt Hüsch in die Formel ‹klug und glücklich›. Achtung: Hüsch ist ein Narr und Narren schminken den Rat zum Lob und tarnen die Belehrung als Kompliment. Diese Geschenke des Narren auszupacken ist dabei eine ganz persönliche Sache. Das macht den Humor so menschlich, jeder bekommt sein persönliches Fett ab. Also: Wirklich klug bin ich, wenn ich mich nicht dafür halte, sondern wenn ich mit allem, was ich habe, verstehen will – glücklich bin ich, wenn ich vom eigenen Glück nichts weiß, weil ich unterwegs bin, die Welt um mich glücklich machen zu wollen. Hüsch: «Sach ich doch: klug ‹und› glücklich!»


Bild Hanns Dieter Hüsch (1979), Foto: Gerd Eichmann, Wikimedia CC 4.0

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare