Christian Peter, verantwortlich für das Schauspiel der Inszenierung der Mysteriendramen, erzählte an der Versammlung der Mitarbeitenden von der kommenden Aufführung.
Immer wieder gab es Simultanübersetzungen, in diesem Jahr auf Französisch, was auf erstaunlich hohes Interesse stoße. Das Thema der Weihnachtstagung lautet: ‹Erkenntnis ist auf jeder Lebensstufe anders›. Diesen Titel erklärte er aus der betreffenden Szene in Steiners Drama (‹Die Pforte der Einweihung›, achtes Bild): Johannes hat auf der ersten Stufe seiner geistigen Erkenntnis übersinnliche Wahrnehmungen von der Aura seiner Mitmenschen und setzt das in Malerei um. Er übt diese Technik an Capesius und kommentiert sein Kunstwerk als wenig gelungen, aber als eine vielversprechende Methode. Strader, eine weitere Figur im Drama, ist zuerst skeptisch. Als er das Bild anschaut, ist er erschüttert. Wenn, so folgert er, Johannes etwas erkennen könne, dann sei ja «Erkenntnis auf jeder Stufe anders», sei situativ und nicht absolut. Dazu ein Beispiel von Dr. Strader im ersten Mysteriendrama: Als er stirbt, steigt ihm ein Erlebnis wieder hoch. Er hatte Erlebnisse der Einsamkeit, dass ihn die Mitmenschen zurückstoßen. Benedictus: «Da Ihr Euch auf der Bahn des Geistes / Um eine Stufe höher hobt, deshalb bezeugte / Der Geist, der Euch zu sich empor geführt, / Was Ihr vorher erreicht, als Finsternis.» Und: «Es musste Euch der Geist doch feige nennen, / Weil Eurer Seele wahrlich feige ist, / Was für gering’re Seelen Tapferkeit. / Im Fortschritt wird, was früher mutig war, / Zur Feigheit, die zu überwinden ist.» Was auf einer Entwicklungsstufe ‹tapfer› ist, das ist auf einer höheren ‹feige›.
Dann kommt Christian Peter auf Reinkarnation und Karma zu sprechen, das Kernthema der Mysteriendramen. Steiner war 42 Jahre alt, als er den deutschen Zweig der Theosophischen Gesellschaft führte, und sein erster Vortrag in dieser Funktion behandelte praktische Karmaübungen. Später, in seinen Karmavorträgen, sagte er über diese Veranstaltung: «Aber die Persönlichkeiten […] bekamen einen furchtbaren Schreck, als sie diesen Titel vernahmen, und ich könnte heute noch mit voller Anschaulichkeit die astralischen Wellen des Bebens und Zitterns schildern, welche namentlich die alten Herren an sich zeigten, die dazumal, herausgewachsen aus der theosophischen Bewegung, hörten, ich wollte sprechen über praktisches Karma.» (Zitiert nach: GA 250, Seite 730, Fußnote 52) Rudolf Steiner merkte damals, dass das Thema nicht zündet. Die Mysteriendramen 1910 sind dann ein zweiter Anlauf, wie auch das Buch ‹Offenbarungen des Karma›. Auch hier wurde die Mitgliederschaft nicht recht warm mit dem intimen Thema, das in den letzten Lebensjahren Rudolf Steiners in den Karma-Vorträgen gipfelt. Steiners Hoffnung, so Christian Peter: dass man mit praktischen Übungen, die Tagesrückschau zu verinnerlichen, die Idee Karma und Wiederverkörperung ins tägliche Leben führe.
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