Die Rolle des Waldes in der Landwirtschaft haben wir meist nicht im Bewusstsein. Die ordnende Kraft seiner Hauptbewohner, der Ameisen, ist auch nur wenig bekannt. Peter Stühl fasste den Vortrag von Raimund Remer über diese erstaunlichen Wesen zusammen.
Zurzeit sind in Deutschland 116 Ameisenarten bekannt, 8 davon wurden eingeschleppt und 58 Arten sind in der Roten Liste eingetragen. Einige Institute, wie auch die Angewandte Zoologie in Würzburg, suchen schon lange nach Spuren für das schaffende Leben in der Natur. Besonders Karl Gößwald, Professor für Zoologie, propagierte den Einsatz von Waldameisen, um auf biologisch-ökologischem Wege die Widerstandskräfte des Waldes gegen Forstschädlinge zu fördern. Durch Ameisenvermehrungen kann Hilfe für den Wald erreicht werden. «Ein besonders eindringlicher Beweis für die räuberische Betätigung der Roten Waldameise sind die von ihr bei Insektenkalamitäten geretteten sogenannten grünen Oasen inmitten des ringsum durch z. B. Nonne, Kieferneule, Kiefernspanner kahl gefressenen Waldes.» (Karl Gößwald, Die Rote Waldameise. Verlag Metta-Kinau, Lüneburg) Viele Ameisenarten leben zum Schutze der Bäume. Seit mehr als 200 Jahren bemühen sich Wissenschaftler und Förster um die Waldameisen.
Der Wald und seine Astralität
Die Kleine Rote Waldameise ist bekannt dafür, «wieder einen dauerhaft gesunden und ertragreichen Wald aufzubauen» (Gößwald). Die ätherisch-organischen Kräfte des Waldes entstehen durch die Vergesellschaftungen der Gehölzarten, den Böden und Orten entsprechend. Den Ameisen, Bienen und Schmetterlingen sind Nektar und Pollen aus den Blüten nutzbar, noch bevor Rindenlausarten reichlich vorhanden sind. Der Lebensraum Wald hat dem Ort entsprechende Tierwesenheiten. Dort leisten auch die gewünschten Ameisenarten Besonderes. In großen Forsten müssten Kleinstflächen ausgespart werden, um Lichtkräfte für Pflanzen und Insektenarten zu ermöglichen. Besonders wertvoll in diesem Sinne ist ein gestalteter Waldsaum, der vielfältigen Lebensraum ermöglicht. Das braucht Hilfe und Pflege. Heute kann der Wald in selbst ermächtigter Sukzession nicht bestehen, die menschliche Hand ist weltweit gefordert. «Die Regulierung des Waldes gehört einfach mit zur Landwirtschaft und muss im Grunde genommen von der geistigen Seite her nach ihrer ganzen Tragweite betrachtet werden. Durch die fliegende Insektenwelt ist die richtige Astralisierung der Luft bewirkt. Sie steht, diese Astralisierung der Luft, im Wechselverhältnis zum Wald, der die Astralität in der richtigen Weise so leitet, wie in unserem Körper das Blut in der richtigen Weise durch gewisse Kräfte geleitet wird.» (Bernd Hölldobler, Auf den Spuren der Ameisen. Springer Spektrum, 2015)
Wälder haben Sehnsucht nach der orts- und zeitgerechten Astralisierung der Lüfte. Hierzu tragen die vier Ameisenarten bei: in den Wäldern der Ebene und Mittellandschaft die Kleine Rote Waldameise und die Wiesenameise, in den Bergen die Gebirgsameise, in Hochgebirgen bis in die montanen Stufen die Hochgebirgswaldameise. Diese vier Ameisenarten strömen in Wäldern deutlich angenehme Düfte aus. Sie haben viele Königinnen je Nest. Durch friedsames, helfendes Wollen bilden sich Kolonien, sodass sich ausreichende Völker für die Flächen entwickeln können. Dies wird sichtbar am Wachsen der Bäume und an den gestalteten Wurzeln. Aber dem Wald muss ständig zum Leben geholfen werden. Rudolf Steiner gab vor fast 100 Jahren einen wichtigen Hinweis: «Und da die Erde aber auch durch allerlei klimatische und kosmische Einflüsse sich nach und nach verändert, sollte man das Herz dazu haben, dann, wenn man erblickt, die Vegetation wird kümmerlich (die nahrhafte Kraft), nicht allerlei Experimente bloß auf den Feldern und für die Felder zu machen, sondern die Waldflächen in der Nähe etwas zu vermehren. […] Regulierung des Waldes in Gegenden, die schon einmal für Bewaldung bestimmt sind, gehört einfach mit zur Landwirtschaft und muss im Grunde genommen von der geistigen Seite her nach ihrer ganzen Tragweite betrachtet werden.» (Landwirtschaftlicher Kurs, l6.6. nach dem 8. Vortrag, Fragen und Antworten)
Die Bekannte
Im norddeutschen Tiefland und Mittelgebirgsraum ist die Kleine Rote Waldameise mit bis zu hundert Königinnen pro Nest vorherrschend. Eine der anderen Arten ist die Große Rote Waldameise mit nur einer Königin pro Volk. Bei längeren Betrachtungen sieht man, dass ihre Wanderwege ein wenig anders geformt sind. Zum Teil wechselt diese Art ihre Nester vom Sommer- zum Winternest und wandert im Frühjahr zurück, wenn es warm wird. In ihrem Revier im Umkreis von etwa 200 Metern werden Nester bekämpft. Die Königin kann ca. zwanzig Jahre leben und legt etwa eine Million Eier pro Jahr.
Vor der Winterkälte schützen sich Ameisen in Nestern ohne Vorrat. Sie verwahren Nährstoffe in den Därmen. Je kälter es wird, desto tiefer im Nest ruhen sie eng miteinander. Räume werden geformt für das winterliche Leben. Leiden tun sie durch Zerstörungen, wenn die Nestoberschichten geöffnet werden durch Tiere, die nach Futter suchen. Die Unruhe überleben die Ameisen erstaunlich gut. Grundsätzlich bauen die Waldameisen auf der Oberfläche ihre Nester aus Nadeln, Hölzchen und Sandboden. Öffnungen für die Luftbewegung werden je nach Wetter geöffnet oder geschlossen. Wenn man das Nest ein wenig beobachtet, liest man rasch ihres ‹Zeitung›. Wenn bald ein Regen kommt, planen die zuständigen ‹Ingenieure› kurz und bauen schnell, aber gezielt die entsprechenden Straßentore um. Bei den letzten Tropfen des Regens wird schon wieder umgebaut. Dauernd wird bewegt, je nach Licht- und Wärmeverhältnissen. An den südlichen Waldsäumen sind die oberirdischen Teile des Nestes flacher gestaltet. Im schattigen Wald wird Wärme durch die Höhe des Nestes gewonnen. Und neben dem so hoch aufgestülpten Nesthügel liegen dann Sandwälle auf der Fläche um das Nest. Damit bauen sie lockere Schichten für Wege und Kammern. Auch für die Königinnen der Waldameisen werden entsprechende Kammern gebaut, fast nach dem Muster der Pyramiden von Gizeh. Denn der genannte ‹absteigende Korridor› führt in die Tiefe, zur ‹großen Felsenkammer›, die einen aktiven Luftschacht hat. Dieser gesicherte Raum, der vor ca. 4500 Jahren entstand, leidet nicht durch Holztransport. In Räumen, Felsenkammern ‹en miniature›, wird die Ameisenkönigin von ihren Arbeiterinnen geleitet, um den Pflegerinnen ihre vielen Eier zu übergeben.
Leiden tun sie durch Zerstörungen, wenn die Nestoberschichten geöffnet werden durch Tiere, die nach Futter suchen.
Ein zweites Leben
Aus den gewärmten Eiern schlüpfen kleine Larven, die keine Beinchen, Fühler und Augen haben. Hungrig warten sie auf Futter, das ihnen von den geschulten Pflegerinnen geboten wird. Die Larven lösen sich von ihrer Außenhaut, unter der sich neue Häute bilden, zum Teil vier- oder gar sechsfach. Die Arbeiterinnen verkompostieren die Häute im Wald. Plötzlich ändert sich das Wollen dieser hungrigen Larven. Der Verzicht auf weiteren Genuss lässt nun neues Leben entstehen. Sie verwandeln sich zur Vorpuppe und spinnen um sich einen seidenen Kokon aus vielen feinen Fäden. Eine sehr genaue und typische Umhüllung bildet sich wie ein exakt geformter ‹Sarg›. Ein neuer Körper wird aus gewandelter schleimiger Substanz bereitet. Obwohl zurzeit noch nicht zum Atmen genutzt, ist ein kaum sichtbarer Ring mit feinen zentralen Fäden am vorderen Kokon entstanden. Es ist ein Ventil, um später Luft zu nutzen und dann als adulte Ameise aus dem Kokon zu entschlüpfen.
In den letzten Zeiten zeigt sich ein ständiger Rückgang der Ameisen in den Wäldern, stärker noch als bei anderen Insektenarten. Die Forstwissenschaft beklagt das. Grund dafür sind unter anderem die Verdichtung der Böden durch Großmaschinen und das Entnehmen von insbesondere älteren, gut lebenden Bäumen mit hohen Kronen, welche für die Waldameisen meist die wertvollste Futtergrundlage sind. Die ordnenden Waldameisen gehören zum gesunden Leben eines Dauerwaldes dazu. Sie tragen zum rechten Leben der Wälder bei. Aber sie brauchen mittlerweile die Hilfe und Unterstützung der Menschen.
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Barrow
Zur Kenntnis:
Raimund Remer ist am 5. Februar 2024 im Alter von 85 Jahren verstorben.