Vor einigen Jahren reiste ich zu einer Tagung nach London. Im Hotel angekommen, sagte der mitreisende Freund: «Seit wir in Dornach ins Taxi gestiegen sind, haben wir keinen Himmel über uns gesehen.»
Tatsächlich ging es vom Taxiunterstand in den Flughafen Basel, durch den ‹Finger› ins Flugzeug und auf gleiche Weise via Taxi unterm Hotelvordach in die Unterkunft. In einer von Menschen geschaffenen Welt zu leben, ist längst normal. Mehr als die Hälfte der Menschheit lebt in Städten. Erst waren die Häuser mit Balken und Lehm aus der Natur geschlagen und gestampft, dann feierte die Menschheit mit Stahl, Beton und Glas den Sieg über die Wildnis. Vielleicht hatte der Soziologe Max Weber den kubisch-uniformen Städtebau vor sich, als er vor hundert Jahren vom «stahlharten Gehäuse» sprach, in dem man heute gefangen sei.
Täglich tragen wir Menschen Sieg um Sieg gegen die Natur, gegen uns selbst davon und wir wissen, dass es um einen Wandel des gesamten industriellen Wohlstandslebens geht. Eine «Revolution der Herzen» nennt die Umweltaktivistin Julia Hill diesen Wandel. Die organische Architektur ist dabei der große Beitrag der Kunst. Denn wenn tatsächlich die Umgebung den Menschen prägt und inspiriert, dann wünschen sich vermutlich alle so bedrängten Naturreiche und -geister für den Menschen eine Umgebung, die ihn befähigt, mit und für die Natur zu denken, zu fühlen und zu handeln. Das kann keine Architektur besser als diejenige, die die Kräfte und Formen der Natur aufgreift und künstlerisch steigert. Es ist eine Architektur, der es vielleicht sogar gelingt, ihre Bewohner zu ihrem Verantwortungsgefühl zu führen, sie an ihre vorgeburtlichen Entschlüsse zu erinnern.
Foto: Adam Mark, Nationales Aquarium Dänemark. 3xn, 2013.