Wir begehen den 300. Geburtstag Immanuel Kants. Das wissen nicht nur die Medien zu feiern: Der deutsche Bundeskanzler hält persönlich die Festrede in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; der Bundespräsident lädt zu einem Empfang ins Schloss Bellevue ein. Aber es ist mitnichten eine rein deutsche Angelegenheit: Die Feiern und Tagungen zu Ehren Kants umspannen den ganzen Globus. Weltweit wird Kant als der größte deutsche Philosoph gefeiert, vielleicht sogar als einer der größten überhaupt.
Kant schrieb drei philosophische Werke, von denen jedes für sich ausgereicht hätte, um ihm Weltruhm zu sichern. Mit der ‹Kritik der reinen Vernunft› stellte er die Philosophie auf ein ganz neues Fundament, indem er erstmals untersuchte, ob und wie Welterkenntnis allein durch Denken überhaupt möglich sei. Nie wieder, darüber waren sich viele seiner Zeitgenossen einig, würde man dahinter zurückgehen können. Mit der ‹Kritik der praktischen Vernunft› liefert Kant kurz darauf eine Neubegründung der Moral, von der Schiller sagte, dass «gewiss von keinem sterblichen Menschen kein größeres Wort noch gesprochen worden» sei, und Fichte erklärte, er lebe in einer neuen Welt, seit er das Buch gelesen habe. Mit der ‹Kritik der Urteilskraft› schließlich lieferte Kant eine Zusammenschau von Kunst und lebendiger Natur, die sofort als «Kants tiefstes Werk» (Schelling) gefeiert wurde und der Goethe nach eigener Aussage «eine höchst frohe Lebensepoche schuldig» war.
Bild Immanuel Kant. Punktgravur von J. Chapman, 1812.CC BY 4.0 DEED