In der Zeitschrift ‹Evolve› äußert sich Bodo v. Plato zur Ästhetik als gesellschaftsbildender Kraft.
Ästhetik als Form des Erkennens, als Grundzug des Lebens zu verstehen, darüber reflektiert und dafür engagierte sich Bodo v. Plato schon vor und während seiner Tätigkeit am Goetheanum. In ihrer Beuys-Ausgabe hat die Zeitschrift ‹Evolve› ihn nach der «transformierenden Kraft der Berührbarkeit» gefragt. Der Anfang des Gesprächs ist Schillers Entwurf eines ‹schönen› Zusammenlebens in seinen ‹Ästhetischen Briefen›, das «den Willen des Ganzen durch die Natur des Individuums vollzieht». Heute scheinen die Gegensätze von Interessen und Haltungen heftiger aufeinanderzuprallen. Sie um eines Neuen willen zu verbinden, sodass «die Kraft und Qualität des einen zur Kraft und Qualität des anderen wird», sei, so v. Plato, eine Sache der Ästhetik. Darin, dass sie die Gegensätze annehme, wertschätze, erkenne und dann im Wechselspiel verwandle, liege ihre «Transformationskraft». Er betonte, dass die ästhetische Erfahrung nur im einzelnen Menschen geschehen könne: Etwas werde schön, wenn Unterschiedliches zusammenkomme: Licht und Dunkel in der Farbe, Geist und Stoff im Menschen. Angetrieben werde dabei die Seele von ihrer Sehnsucht nach Einheit.
Was gewöhnlich als ‹innere Schere›, als Handlungsgap zwischen Erkennen und Tun benannt wird, fasst Bodo v. Plato in die Spannung des Horizonts des Bewusstseins und des Horizonts des Einflusses, wobei Ersterer in der eigenen Verantwortung liege, während das Maß des Einflusses von der Umgebung abhänge. In der Durchdringung beider spiele sich das eigene Schicksal ab. In dem Gespräch mit Thomas Steininger kommen beide auf den Begriff der militanten Verletzlichkeit. Dabei werde das, was man zuvor für sich wollte, zum dialogischen Prozess zu einer ‹Ordnung der Angemessenheit›.
Mehr: Bodo v. Plato im Interview ‹Militante Verletzlichkeit› in ‹Evolve›, April–Juni 2021
Titelbild: Aus dem Cover des ‹Evolve›-Magazins, April – Juni 2021
Foto Bodo von Plato: z.V.g.