Die einsame Erde

1961 stellte der Astrophysiker Francis Drake die später nach ihm benannte Gleichung auf, mit der man berechnen können sollte, wie viel intelligentes Leben es in unserer Milchstraße denn gäbe. Sieben Faktoren reihte er aneinander, von der Rate der Entstehung neuer Sterne bis zu der geschätzten Wahrscheinlichkeit von Planeten mit möglicher Ökosphäre.


Dabei kam er auf Tausende Formen höheren Lebens. So naiv diese Mathematik kosmischen Lebens heute erscheint, damals sorgte sie nicht nur wissenschaftlich für Diskussion, sie inspirierte die Filmemacher und Autorinnen zum Genre Begegnung mit außerirdischem Leben. ‹Raumschiff Enterprise›, ‹Star Wars› und ‹Alien› wurden die weltweiten Mythen dieser materiellen Erzählung ‹höheren› Lebens. Die nächste Generation von Astrophysikern und Astrobiologinnen nahmen das Thema ernster und erfassten alle Parameter, die notwendig sind, dass Leben sich entfalten kann. Geologinnen nannten Plattentektonik, Planetologen nannten die Anwesenheit eines Mondes und eines großen Planeten wie Jupiter, Kosmologen den rechten Abstand zum Zentrum der Milchstraße. So kamen über hundert Werte heraus, wo die Erde im schmalen optimalen Feld lag. Aus den tausend kosmischen Lebensorten wurde der eine, wurde die einsame Erde. Um die Wahrscheinlichkeit von höherem Leben im All zu illustrieren, greifen seither die Kosmologen zum Bild einer Schreibmaschine: Sie wird mit Endlospapier im Urwald von Sumatra auf einen Stuhl geschnallt. Die Affen beginnen mit den Tasten zu spielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass in dem Affenspiel und -streit Shakespeares ‹Hamlet› aufs Papier kommt, entspreche der zufälligen Möglichkeit höheren Lebens. Was die Kosmologen damit sagen, ohne es ausprechen zu wollen: Das Leben auf der Erde ist kein Zufall, es ist gewollt – so wie Shakespeares ‹Hamlet›.


Buchhinweis Peter D. Ward, Donald Bownlee, Unsere einsame Erde. Berlin 2001.

Bild Erde und Mond vom Mars (2007). Foto: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona

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