In der Küche meiner Familie stehen sie in einem etwas abgelegenen Fach: die Kochbücher. Viel Aufmerksamkeit bekommen sie nicht, bis auf ein Buch, wo sich der Einband schon abgelöst hat, Fett- und Mehlflecken an häufigen Gebrauch erinnern, besonders auf der Seite, wo erklärt ist, wie man einen Zopf flechtet. Es ist das ‹Fülscher-Kochbuch›. Das 100-jährige Standardwerk der Schweizer Küche von Elisabeth Fülscher enthält 1700 Rezepte und hat es in seinen zahlreichen Auflagen verstanden, traditionelle Kochkunst mit veränderten Essgewohnheiten und gesundheitlichen Erkenntnissen zu verbinden. Um das Buch herrscht eine Aura, sodass es allein durch seine Anwesenheit im Küchenregal der Küche Kultur und Würde verleiht. So ist es mit ‹grundlegenden› Büchern. Sie sollten in allen Zimmern liegen: Grundlegendes zum Wohnen, Schlafen, Schreiben, zum Reden, zum Kleiden. Sie erinnern mich daran, dass Gedanken und Gewohnheiten – oder besser: sinnvolles Leben – anderer meinem Tun einen Grund geben.
Bild Die Aura der Kochbücher, Foto: Brett Jordan








