Dein Wille geschehe

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Wie die fortwährende Bildung der Erde selbst, so wurzelt auch die aufsteigende Realität des Denkens im Willen. Der Denkprozess ist ein Wille, der sich nicht als Ding ausdrückt, sondern als aufsteigende, schwerelose, lebendige Imagination – ein geistiger Ausdruck. Er hallt in den Steinen auf dem Feld des Bauern wider, die zur Oberfläche schweben und von den formenden Kräften ihres inneren Kerns hochgedrückt werden.

Wenn meine Taten sich so mit meiner Gegenwart in der Welt verbinden, dass ich für einen Moment untrennbar mit ihr verbunden bin, dann verweilt der Geist des Willens in der Stille der Gedanken und Gefühle. Ein Tropfen irdischer Weisheit erhebt sich aus der Welt; ein Tropfen geistiger Weisheit steigt aus höheren Welten herab in die resonierende Erneuerung, welche die Verantwortung des menschlichen Schicksals widerspiegelt.

‹Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden› – Transsubstantiation. Ich muss bereit sein, in meinem materiellen Selbst, in meiner Identität, in der mich die materielle Welt konstruiert, zu sterben, um meine Individualität neu zu gebären. Ich mag versuchen, mein Selbst zu finden. Durch bewusstes Wollen kann mein Selbst mich wieder finden. Dies ist die Arbeit, die der Hüter uns aufträgt, bevor wir die Schwelle überschreiten.

Der Wille ist der lange Bogen, der das Vermächtnis der Inkarnationen trägt. Wir kommen in dieses irdische Leben durch die Wehen des Willens. In der Jugend und im Erwachsenenalter begegnen wir der Welt zuerst durch unseren Willen, dann durch unser Fühlen und schließlich durch unser Denken. Wenn wir dann von dieser Welt in den Geist übergehen, übertritt zuerst das Denken die Schwelle, dann das Fühlen, und mit dem letzten unbewusst gewollten Atemzug verlassen wir die Welt.

Zuerst hinein und zuletzt hinaus, so lebt unser Wille in einem sich ständig entwickelnden Faden durch Raum und Zeit. Diese Emanation des Willens ist ausschließlich in der physischen Welt zu beobachten. Die Passage zwischen Tod und Wiedergeburt wird von geistigen Wesen begleitet. Ihr ‹Charakter› und ihre beständige Entwicklung sind die kenntnisreiche Stütze unseres vergeistigten Willens. Dieser Geist-Wille, diese ‹Intelligenz›, führt die Individualität zur nächsten Inkarnation. Es verwundert also nicht, dass der Wille in diesem Leben so unbewusst ist, tief in unserem Wesen, verbunden mit unserer Individualität, jenseits des zellulären Wissens. Der lange Bogen, der die Selbsterkenntnis als einen spirituellen Prozess darstellt, kann nicht ohne ein Verständnis des Todes und der Erlösung des Willens als Führer in diesem Leben weitergehen.

Wenn wir nicht verstehen, woher wir wissen, was wir wissen, und doch wissen wir es, sind wir lebendiger Gedanke, stumme Zeugen und Empfangende des erlösten Willens. Diese Vorstellung ist der Tropfen der Weisheit, der herabsteigt, während die irdische Weisheit in den Tod aufsteigt. Ich bin in der Welt und untrennbar von ihr, verantwortlich für sie und für sie in ihrem Werden. ‹Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden› macht uns zu Fürsorgenden unter Fürsorgenden, nicht mehr und nicht weniger.

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