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Da täuschen Sie sich

Eine Schülerin Rudolf Steiners hatte sieben Jahre lang Meditationen, so gut sie konnte, durchgeführt. Sie war eine sehr gebildete, frei stehende Persönlichkeit. In einem Gespräch mit Rudolf Steiner bekannte sie ihm aber, dass sie sehr besorgt sei in Bezug auf den Erfolg ihrer Meditationen.


Ihre Studien in der Philosophie und in der Anthroposophie seien zwar sehr gut fortgeschritten, darüber sei sie sehr beglückt. Aber bei den Meditationen habe sie gar keinen Erfolg. Da sagte ihr Rudolf Steiner, dass sie sich vollständig täusche: Wenn sie ihre Meditationen nicht so treu durchgeführt hätte, dann wäre auch das Aufblühen ihrer sonstigen Studien nicht eingetreten.

Die Wirkung der Meditationen taucht in der Regel zuerst an einem anderen Ort auf, als man vermutet. Man meditiert, und dann geschieht etwas im Leben, das sonst nicht eingetroffen wäre. Oder es taucht etwas auf in der Nacht, während man schläft, und man beginnt ein wenig zu erwachen, ohne dass man dabei den physischen Leib ergreift. Es tritt da ganz leise ein erster Anfang eines leibfreien Bewusstseins auf. – Die Erfolge stellen sich also sehr wohl ein, nur erwartet man sie meist an anderer Stelle oder in anderer Größenordnung.


Jörgen Smit, ‹Meditation und Christuserfahrung› Stuttgart 2008

Zum Bild: «Sie haben noch nicht die Flügel abgestreift, sie sind noch so offen, das Himmlische um sich tragend.» Jasminka Bogdanovic über ihre Kinderportraits. Die Bildreihe entstand für die Kaspar-Hauser Festspiele in Ansbach 2018.

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