Wenn die Tage sich klagend verkürzen
und die Nacht ihre Stunden vermehrt,
wenn die Schatten das Helle bestürzen,
das sich ohne Zuversicht wehrt;
dann wird mit dem Lichte sich neigen
was jetzt schon im Traum sich beschließt.
Mein Herz wird sich deinem verschweigen,
damit du es sanfter vergisst.
Wir werden uns niemals begegnen,
mein Weg ist zu Ende gebracht.
O möchtest du einmal mich segnen,
bevor ich vergeh in der Nacht.
Aus Christine Lavant, Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte, hg. von Doris Moser und Fabian Hafner, Göttingen 2014, S. 53.
Die Kraft des Segnens vermag eine Brücke zu schlagen zwischen Tag und Nacht, Leben und Tod. Johanna Lamprecht
Zeichnung von Philipp Tok