Zünder

An den vergangenen beiden Wochenenden spielte das Theaterstück ‹Zünder› in der Schreinerei des Goetheanum und in den Metallwerken.


Tausend Zuschauer und Zuschauer-innen waren bisher dabei, um in dieses Spannungsfeld zur Zeit des Ersten Weltriegs einzutauchen: Kriegsindustrie unten und Suche nach dem Geistigen oben. Im Vorfeld irritierte ein Interview in der Wochenschrift ‹Die Zeit›, in dem der Autor und Produzent des Stückes Patrick Tschan Rudolf Steiner als «großen Scharlatan» bezeichnete. Vor der Premiere entschuldigte sich Tschan für diesen Wortlaut: «Ich habe Steiner im Gespräch als ‹umstrittene Figur› bezeichnet. Das gilt ja für alle Persönlichkeiten, die sich mit eigenen Ideen hervortun und damit der Zeit voraus sind. […] Beim Autorisieren der Zitate ist mir das irgendwie im ganzen Chaos vor der Premiere durchgeschlüpft. Das tut mir unendlich leid. […] Rudolf Steiner ist kein Scharlatan. Er und die gesamte Anthroposophische Bewegung haben Großartiges geschaffen. Das Wichtigste von allem ist, dass das Menschsein dabei im Mittelpunkt steht. Mensch sein, mit all seinen Möglichkeiten, mit all seinen Fehlern. Darum geht es auch in diesem Stück.» Das Theaterstück in der Regie von Georg Darvas lebt von seinen Gegensätzen: Xenia Assenza als spirituell interessierte Kleopha sucht zwischen Ausdruckstanz und Eurythmie das Geistige, der von Ilja Baumeier gespielte Metallwerker Serge hofft, dass seine Granaten ihm die verlorene Heimat wiedergeben können. «Du weißt nichts über die Tiefe des Meeres!», ruft sie ihm zu. Was dem Stück seine Kraft verleiht, sind die Originalspielorte: die Schreinerei des Goetheanum und die Produktionshalle der Metallwerke. Innerlich wird das Stück, wenn die Figuren die Sprachlosigkeit des Krieges durchbrechen: «Der Krieg macht uns alle zu anderen Menschen.» «Ist der Krieg vorbei? Haben wir gewonnen? – Wir haben alle verloren.» Licht wird das Stück, wenn sie den Aufbruch am Goetheanum zu fassen versuchen: «Es braucht Menschen, die die Risse in der Welt erkennen können, durch die das Licht hereinscheint.


Weitere Termine 30. und 31. August Shuttle-Bus ab Bahnhof Dornach-Arlesheim ab 18:50 und 19:20 nach Goetheanum via Parkplatz Metallwerke. 1. September Shuttle-Bus ab Bahnhof Dornach-Arlesheim ab 16:20 und 16:50 nach Goetheanum via Parkplatz Metallwerke.

Mehr Infos Zünder Dornach

Bild ‹Zünder› von Patrick Tschan, Regie: Georg Darvas, Schreinerei am Goetheanum, Foto: François Croissant

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