Wie finden wir die brüderliche Natur?

Die naturwissenschaftlich oder auch phänomenologisch analysierte Pflanze wird immer ein ‹Gegenstand› sein, ein ‹Objekt›, das strikt vom beseelten Menschen zu unterscheiden ist – auch wenn dieser noch so sehr seine Naturliebe betont.


Ist der Naturgegenstand indessen ‹begeistet› oder ‹beseelt›, so tritt er uns in einem gewissen Sinn als Subjekt entgegen. Das ist keine ganz neue Idee, die aber – auch in der neueren Naturschutzbewegung – noch nicht wirklich Bedeutung erlangt hat. So gab es beispielsweise in den 1980er-Jahren eine Gruppierung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Geologie und der Klimatologie, die sich unter Bezugnahme auf die altgriechische ‹Erdmutter› Gäa als ‹Gäa-Bewegung› bezeichneten. […] Und mit Blick auf eine Bemerkung Herbert Marcuses schrieb Jürgen Habermas in seinem Werk ‹Technik und Wissenschaft als ‘Ideologie’› schon im Jahr 1969, längst vor jeder Umweltschutzbewegung: «Statt Natur als Gegenstand möglicher technischer Verfügung zu behandeln, können wir ihr als ‹Gegenspieler› einer möglichen Interaktion begegnen. Statt der ausgebeuteten Natur können wir die brüderliche suchen.»


Aus Christian Rittelmeyer, Rudolf Steiners Mission und Wirkung – Exkurse in eine fremdartige Bildungslandschaft. Frankfurt 2023, S. 43.

Grafik Sofia Lismont

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