Im Interview mit Trevor Noah sprach kürzlich der demokratische Kandidat für das US-Präsidentenamt, Pete Buttigieg, über den Rassismus in den USA. Für Gleichheit aller Menschen gehe es nicht um eine ‹nicht-rassistische›, sondern um eine ‹anti-rassistische› Politik, so der junge Politiker.
Tatsächlich ist es ein großer Unterschied, ob man das Negative unterlässt oder das Gute tut. Wenn seit zehn Jahren weltweit die Demokratie auf dem Rückzug ist, wie eine Freedom-House-Studie belegt, wenn in Deutschland Fremdenfeindlichkeit in Wort und Tat zunimmt und zur großen Sorge wird, dann sind nicht-rassistisches und anti-rassistisches Verhalten längst nicht mehr das Gleiche. Abwesenheit von Krieg bedeutet noch keinen Frieden – der Gedanke ist elementar, und doch ist er in seiner Konsequenz noch nicht verwirklicht. Goethe hat es in ‹Reflexionen und Maximen› vorweggenommen: «Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.» Was das heißen kann: Erst eine Politik, die Frauen fördert und sie in ihrem Sosein unterstützt, ist eine Politik der geschlechtlichen Gleichberechtigung. Erst eine Politik, die sich nach kultureller, religiöser und sexueller Vielfalt sehnt, darf sich eine menschliche Politik nennen.
Titelbild: Mensch zwischen Luzifer und Ahriman (klein), Christian Hitsch, Bronze.