Authentizität und Täuschung

Hitzacker, Deutschland. Vom 10. bis 14. Juli finden am Goetheanum die Theater-Festtage statt. Marcus Violette spielt in der Regie von Thomas Daviaud das Solostück ‹Phantasmagor.a.i.›. Ein Interview mit dem Darsteller.


Worum geht es in der Aufführung?

Die Performance ist im Entwicklungsstadium und trägt den Arbeitstitel ‹Phantasmagor.a.i›. Auf dem Festival werde ich Ausschnitte aus dem Prozess zeigen. Es geht um eine Figur namens Morph Proxy von der Agentur für die Erfassung von Daten zu authentischen menschlichen Verhaltensweisen. Diese ist wie ein Schrein für die Spuren eines vergessenen oder verschleierten Selbst. Die Erde übersetzt Gefühle in Wesen und Maschinen. Es geht darum, sich dagegenzudrängen, sich dort anzustoßen, wo es sich bewegt, darum, in die Leere und in den Herzschmerz zu treten.

Welche Themen und Fragen erforscht ihr?

Was bringt uns zum Lachen, was bringt uns zum Weinen und was durchbricht gewohnheitsmäßige Gefühlsmuster? Was ist Authentizität und was ist Täuschung? Wir erforschen verschiedene Ansätze für Theateraufführungen und Erzählformen. Alle meine Arbeiten sind motiviert von dem Staunen über die Vorstellungskraft und über die Vielfalt der Medien, durch die diese ausgedrückt werden kann. Ich finde den Einsatz von Technologie faszinierend; die Erkundung einer scheinbar schmalen Grenze zwischen einer kreativen Erfahrung, die die Fantasie anregt, und einem Vollgestopftsein mit so viel, dass nichts übrig bleibt.

Welchen Einfluss hat Rudolf Steiners ‹Dramatischer Kurs› auf deine Arbeit?

Ich betrachte die Kunst des Sprechens und des Theaters als intrinsisch anthroposophisch. Theater zu machen ist meine spirituelle Praxis. Neben Shakespeare und Stanislawski ließ ich mich in meinen frühen Zwanzigern von Rudolf Steiners Ambitionen für diese Kunst inspirieren. Sein ‹Dramatischer Kurs› vermittelte eine Klarheit für diese Arbeit auf eine Weise, die ich vorher nicht artikulieren konnte. Einige Elemente des Kurses waren Teil meiner Ausbildung und im Laufe der Jahre habe ich mich für alle möglichen Herangehensweisen an Sprache und Theater interessiert, sodass in einem Durcheinander von Erfahrungen viele von Steiners Worten auf meiner Reise erhalten blieben.


Mehr Phantasmagor.a.i

Foto Marcus Violette während der Proben des Stücks, Quelle: Marcus Violette

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