Paul Schatz im Museum Rehmann

In der Ausstellung ‹Technologie der Zukunft – Vanessa Billy, Brodie Ellis, Paul Schatz› sind noch bis zum 29. Juni 2025 einige Werke von Paul Schatz (1898–1979) zu sehen.


Das Museum Rehmann in Laufenburg ist eine Entdeckung. Am Wirkungsort des Bildhauers Erwin Rehmann (1921–2022) im Jahre 2001 eröffnet, ist es Teil eines seit 1953 in zehn Bauphasen errichteten Architekturensembles, das sich geschickt in das Wohngebiet und die Wiesen des nahen Rheins einfügt und unter anderem Rehmanns Wohnhaus, Atelier und Gießerei umfasst. Ein architektonisches Kleinod, das in Rücksprache mit dem Künstler durch die Architekten Viktor Bäumlin und Daniel John entwickelt wurde. Es weckt Erinnerungen an das von Knut W. Jensen 1958 in Humlebaek in Dänemark am Øresund begründete Louisiana Museum of Modern Art. Wie dieses hat es einen Skulpturengarten und die Wechselausstellungsflächen liegen auf verschiedenen Niveaus, von denen der Blick in die Landschaft geht.

Die Arbeiten der beiden 1978 und 1979 (dem Todesjahr von Schatz) geborenen Künstlerinnen Vanessa Billy und Brodie Ellis lassen die Frage der Technologie der Zukunft bewusst unbeantwortet und beziehen sich im Sinne zeitgenössischer Interventionen intellektuell auf die bedeutende Geschichte der Elektrizitätsgewinnung und -verteilung in Laufenburg. Die Werke von Schatz dokumentieren sehr konkret die Entwicklung und Wirklichkeit einer künftigen Technologie, die spätestens seit Mitte der 1960er-Jahre weltweit zum Einsatz kommt. Es sind keine Kunstwerke, sondern Ergebnisse künstlerisch-schöpferischer Arbeitsprozesse, dem Lebensmotiv von Schatz verpflichtet, das heißt der Gestaltung technischer Gebilde aus künstlerischen Impulsen.

Links und mitte: Paul Schatz, Kupfer-Oloid als Schiffsantrieb, 1938, Kupfer. WAB-Group Muttenz. Foto: Studio Stucky, WAB-Group. Rechts: Turbula T2G, System Schatz, 2024; Foto: Studio Stucky.

Vom Veranstaltungssaal mit Flügel eine lange Treppe hinaufsteigend, treffen die Besucherinnen und Besucher im Oberstock auf eine Turbula T 2 G der Firma Willi A. Bachofen. Durch Betätigen eines Knopfes kann an ihr die rhythmisch-pulsierende Bewegung des Schüttelmischers, System Schatz, in verschiedener Intensität mitvollzogen werden. Seit den frühen 1960er-Jahren, als es zu einer Zusammenarbeit zwischen Willi A. Bachofen und Paul Schatz kam, baut die Firma Bachofen bis heute die Turbula. Rechts davon schließt sich eine Vitrine mit verschiedenen Originalobjekten an, darunter der Sternwürfel von Paul Schatz aus Plexiglas und die Umstülpungshalle, einst als schwimmendes Kulturzentrum auf dem Zürichsee gedacht. Gegenüber zeugen drei Originalmodelle von Schatz’ Bemühen, die rhythmisch-pulsierende Bewegung im Wasser und in der Luft technisch zur Anwendung zu bringen. Schräg in Richtung der großen Fensterfront bewegt sich ein wenige Zentimeter großes Oloid im Wasser. Heute ist diese Technik ebenfalls weltweit zur Wasseraufbereitung im Einsatz. Auf der obersten Ebene findet sich als letztes Objekt der behutsam kuratierten Ausstellung ein aus Kupferblech gefertigtes, selten gezeigtes riesiges Oloid, mit dem Paul Schatz in den späten 1930er-Jahren Versuche zum Antrieb von Schiffen unternahm. Eine Anwendung, welche immer noch der Verwirklichung in der Zukunft harrt.

Bei feinerer Beobachtung zeigt sich: Schatz’ Arbeiten haftet, so scheint es, etwas von der gedanklichen Lebendigkeit und Dichte an, aus der heraus sie geschöpft wurden.

Letzte Kommentare