Poetik der Untätigkeit

Inbegriff der Tätigkeit, die alle menschlichen Werke außer Kraft setzt, ist die Dichtung. Denn was ist Dichtung, wenn nicht ein Eingriff in die Sprache, der deren kommunikative und informative Funktionen deaktiviert und unwirksam macht, um sie neuen Möglichkeiten des Gebrauchs zu öffnen?

Giorgio Agamben
Aus: Was ist der Schöpfungsakt? In: Die Erzählung und das Feuer. Aus dem Italienischen von Andreas Hiepko, Frankfurt am Main 2017, S. 55 f.


Agamben spricht sich in seinem Aufsatz dafür aus, dass die Kontemplation, das untätige Leben, nicht als Müßiggang verstanden wird, sondern als Zurückwendung der Potenz auf sich selbst. Aus der Potenz-nicht-zu entsteht eine Offenheit, nicht direkt in die Aktion überzugehen: ein schöpferisches Moment der ‹Poetik der Untätigkeit›.


Auswahl und Kommentar Johanna Lamprecht
Zeichnung Philipp Tok

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