Ich sehe dich

«Ich sehe dich!» Was für eine Begrüßung! «Siehst du mich auch? » Dieses ‹Ich sehe dich› ist ein Einssein mit dem anderen. Ich sehe die Farben, das Licht, das von einem Menschen ausgeht, und vereine es mit meinem Licht. Dadurch werde ich eins mit dem, den ich anschaue. So wie ich eins werde mit einer Rose, die ich betrachte. Wie ich eins bin mit allem, was ich wahrnehme. Weil das Inhalt meines gegenwärtigen Bewusstseins ist. Das Besondere an der Gegenwart ist, dass man sich nicht an sie erinnern kann. Warum? Wenn man sich an die Gegenwart erinnert, ist sie Vergangenheit. Die Gegenwart entzieht sich auf geheimnisvolle Weise unserem sicheren Wissen. Wir können die Gegenwart nur immer neu erleben, uns neu hineinbegeben. Rudolf Steiner sagt dasselbe über geistige Erfahrungen. Das Geistige ist nicht erinnerbar. Man kann es sich immer nur wieder neu erarbeiten.


Aus Goetheanum.tv ‹Sich selber kennenlernen› am Familienfestival am Goetheanum, Vortrag von Hans-Jürgen Scheuerle.

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