Lied des Friedens

Müssen wir nur wollen?

Während ich die Ausgabe abschließen will und Texte editiere, ist mein Sohn zu Hause und hört mich am Telefon über das fehlende ‹Lead› des Textes über den Friedensstifter sprechen. Später fragt er mich: «Musst du für die Zeitung ein Lied über Frieden machen?» Noch während ich zu erklären versuche, dass ein ‹Lead› kein ‹Lied› ist, sondern ein kurzer Absatz vor dem Artikel, der den Text schmackhaft aufmachen soll, gebe ich es auf, denn mein Sohn ist längst mit wichtigeren Gedanken beschäftigt. Ich lasse ab und sage: «Ja, klar, kannst du mir nicht dieses Lied über den Frieden fertig machen, während ich hier abschließe?» Kurzes Schweigen, dann eine kleine dramatische Geste und es wird mir vorgesungen:

«Es kommt einmal ein Kampf, alles wird verwüstet, alles explodiert. Dann kommt der Frieden und alle Landstriche, die bis jetzt verwüstet wurden, sind wieder schön. Alle Menschen schließen Frieden.»

Und ich denke: Bei aller echter und viel beschworener Komplexität der Welt, hat er recht. Es gibt einen Willen zum Frieden, der ganz simpel ist. Es klingt schwarz-weiß. Aber ‹Frieden› kann man nur meinen, wenn man ihn ganz will; man kann nicht ein wenig Frieden halten. Die kindlich-jugendliche Klarheit ist vereinfachend – aber sie ist eine Wahrheit ohne Abstriche, die uns vor eine einfache Frage stellt. Wollen wir oder nicht?


Bild Höhepunkt der Internationalen Schüler- und Schülerinnentagung: Vor dem Basler Münster spielte der ‹Friedensstifter›, Foto: Xue Li

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