«Sobald sie in den Stock kommen, schütteln sie ihre Last ab, und einer jeden folgen drei oder vier andere.» So beschreibt schon Aristoteles den Bienentanz, ohne ihn mit der Futtersuche in Verbindung zu bringen.
Das gelingt erst Mitte der 40er-Jahre des letzten Jahrhunderts dem Verhaltensforscher Karl von Frisch. Er erhielt dafür den Nobelpreis. Heute lernt jede Schülerin, jeder Schüler die Bienensprache, den Kreistanz mit dem eingefügten Schwänzellauf. Zeigt dieser Gang auf der Wabe direkt nach oben, dann befindet sich die Futterquelle in Richtung Sonne; ist er beispielsweise um 90 Grad nach rechts geneigt, dann liegt das Ziel 90 Grad rechts von der Sonne. Je schneller der Tanz, desto weiter liegt die Futterquelle vom Stock entfernt. Weitere Bienen laufen dem Tanz nach und erfahren so die Lage der Futterquelle. Vor 25 Jahren entdeckten Bienenforscher um Wolfgang Kirchner, dass der Tanz auch eine akustische Seite hat. Die Tänzerin sendet mit ihren Flügeln Töne aus, die die nachfolgenden Bienen über ihre Fühler ( Johnstonsches Organ) hören können. Sind die Flügel durch Mutation zu kurz, sodass die Frequenz höher ist, ‹verstehen› die Bienen den Tanz nicht. Auch die nachfolgenden Bienen erzeugen Schall, allerdings nicht über die Luft, sondern indem sie mit ihrem Körper den Wabengrund vibrieren lassen und die Tänzerinnen dazu bringen, Kostproben des Futters abzugeben. So sind die Nachtänzerinnen im Bild über Duft und Geschmack des Futters. Der Tanz der Bienen ist also gleichzeitig ein Gespräch, wobei die Wissenschaftler interessant finden, dass die unterschiedliche Art des Mitteilens der Bienen – über die Flügel und über den Leib – bedeutet, dass sich ihr Sprechen gegenseitig nicht stört. Es ist nicht anders als bei uns Menschen: Da spricht jemand und der oder die andere antwortet gleichzeitig mit Körpersprache.
Foto: Charlotte Fischer