Wer an einem Weihnachtsabend heraustritt und den Blick nach oben richtet, ist vielleicht enttäuscht, denn im Dezember ist abends kaum ein heller Stern zu sehen, doch dann beginnt der Zauber.
Ja, man denkt, ein aus dem November verbliebener Nebel würde den Blick verstellen. Doch dann geschieht der jährlich wiederkehrende Zauber: Es beginnt mit Aldebaran im Stier, dann folgen Castor und Pollux in den Zwillingen und die hellen Sterne des Orion, Rigel und Beteigeuze. Je weiter die Winternacht fortschreitet, desto heller leuchtet der Nachthimmel. Die hellsten Sterne des Jahres sind es schließlich, die um Mitternacht ein stilles Feuerwerk entfachen. Zu keiner Jahreszeit sind so viele helle Sterne um Mitternacht versammelt wie im Winter. Doch auch die Sonne selbst badet im Sternenlicht: Es sind gerade die Heiligen Nächte von 24. Dezember bis 6. Januar, während deren die Sonne durch das Sternenfeld des Schützen zieht. Eine Sternenkrone kann man sich um die Sonne denken. So tief ihr Stand ist und so gering die Wärme, die sie zur Nordhalbkugel der Erde sendet, so reich ist das geistige Licht, das Sternenlicht in der Winterzeit. In diesem Jahr fügen sich die Planeten Merkur und Venus in das nächtliche Lichterfest ein. In der Adventszeit heben sich die beiden Wandler und stehen zur Weihnacht am Abendhimmel beieinander. Während die Sterne das Ewige feiern, sind die Planeten ein Hymnus des Wandels. Der abendliche Himmelsturm von Merkur und Venus hat auch eine weihnachtliche Botschaft in sich: Es ist der Ruf, in der Liebe beweglich zu werden. Das bedeutet, immer wieder von Neuem zu lieben, aus neu errungener Perspektive das Herz zu öffnen.
Bild How Beautyful Is Night, Barnabuz Chiponza, 1948. Fotografiert von G. Bartel in der Natinonal Art Gallery in Harare, Simbabwe