exc-5ac48786352f53ce4205bd0d

Schweigen hervorheben

data-animation-override>
Heute Mittag mit Glassner japanische Bilder betrachtet. Und auf einmal wusste ich wieder: So will ich schreiben. Mit so viel Raum um ein paar Wörter. Ich hasse es, viele Worte zu machen. Ich will nur Wörter schreiben, die sich organisch in ein großes Schweigen fügen, und nicht Wörter, die nur dazu bestimmt sind, das Schweigen zu übertönen und zu zerstören. Die Wörter müssen eigentlich das Schweigen hervorheben. Wie auf dem einen japanischen Bild mit dem Blumenzweig in der unteren Ecke. Ein paar weiche Pinselstriche – aber welche Wiedergabe der kleinsten Einzelheit – und rings herum der große Raum, der aber keine Leere ist; sagen wir also lieber: ein beseelter Raum
— Etty Hillesum ‹Das denkende Herz. Die Tage­bücher von Etty Hillesum 1941–1943›, Reinbek 2006, S.106

Lesend fliegen die Wörter vor unserem Auge vorbei. Text kann zu einem großen Dickicht werden, das die Seele erstickt. Wie bleibt das Wort durchlässig für die Hervorhebung des Schweigens?

Johanna Lamprecht

Print Friendly, PDF & Email

Letzte Kommentare