Quelle der Erneuerung

«Nichts kann ein Ziel haben, was es nicht als Ursprung hat», schrieb die Philosophin und Mystikerin Simone Weil. Bedeutet die Zukunft zu erahnen, sich in die Urerinnerung zu senken? Und gilt das nicht für alle Phänomene der Welt: Um die Zukunftspotenziale der Dinge zu erahnen, sollte man innerlich zu ihrem Ursprung zurückkehren?

Hier zeichnet sich der eigentliche Vorgang der Meditation ab: ein Erinnerungsprozess, ein Eintauchen in die dunkle Höhle der Innerlichkeit, um dort ein ursprüngliches Licht zurückzufinden. Ein Sich-Herausziehen aus dem Fluss des Sinneslebens, des äußeren Lichts, um zu diesem inneren Ursprungslicht zurückzukommen, das gleichzeitig eine Quelle der Erneuerung ist. Eine Erneuerung des Blicks, eine innere Rückeroberung der Kindheit, der Unbefangenheit des kindlichen Blicks, die gleichzeitig alle Möglichkeiten der Zukunft eröffnet.

Wird es möglich, alle Prüfungen des Lebens, die Dramen und Herausforderungen unserer Zeit zu überwinden, ohne diesen unbefleckten und unschuldigen Blick wiederzufinden, der allein einen Raum für die Zukunft öffnen kann? «Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.» (Matth. 18) Die Weihnachtszeit erscheint als Bild der Meditation, als Akt der Erinnerung an den Ursprung und als Tor zur Zukunft. Ein Moment der Besinnung, in dem sich die beiden Enden der Zeit die Hand reichen.


Bild Urte Copijn, Laut H.

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